14.03.2023 Gorilla Tracking im Bwindi Impenetrable National Park
Man kann sich ja immer wieder vorstellen, wie so ein Gorilla Tracking abläuft und was man erleben wird. Manche Vorstellungen werden sicherlich enttäuscht, aber was wir heute erleben durften, hätte ich mir in keinster Weise vorstellen können.
Um 8 Uhr trafen sich alle Teilnehmer die an diesem Tage das Gorilla Tracking für immerhin $ 700,- gebucht hatten. Wir bekamen einen kurzen Vortrag von der Nationalparkverwaltung und mehrere kulturelle Beiträge in Form von Tanz und Gesang von den Frauen und Männern der umliegenden Dörfer. Dann wurden wir in Gruppen den einzelnen Gorilla Familien zugeteilt. Wir 6 Damen blieben untecr uns und bekamen die Gorilla Familie Bweza und unseren Ranger Guide Luke zugewiesen. Wir erfuhren, dass die Gorilla Familie aus 10 Tieren besteht, ein stattlicher Silberrücken mit 3 Damen, 3 „Kindern“, das jüngste davon mit 7 Monaten und ein paar „Pubertiere“.
Mit dem Jeep fuhren wir ein Stück, um die Laufzeit abzukürzen. Dort trafen wir dann auch auf unsere 2 „Gewehrmänner“ und 3 Porter. Diese haben die Aufgabe die Rucksäcke der Touristen zu tragen und in dem unwegsamen Gelände Hilfestellungen zu geben. Wir hatten alle feste Wanderschuhe und Gamaschen an und da es noch kühl war, die Regenjacken. Die Gruppe Amerikaner aus unserem Hotel kam in Turnschuhen und hatte immerhin teilweise die Hose in die Socken gesteckt.
Nach den ersten 200 Metern waren wir so froh über unser Outfit und fragten uns, wie es den Amerikanern wohl ergeht. Im Flachland war es durch den heftigen Regen der letzten Nacht matschig und rutschig. Es ging über Pfützen, Wasserlachen und Bäche. Mal gab es Baumstämme und Steine über die man balancieren konnte, mal musste man einfach durch, und mancher Fuß landete nicht dort, wo erwartet und wurde nass. Es ging steil bergauf und die Sonne suchte sich ihren Weg. Die Regenjacken wurden in den Rucksäcken verstaut und wir schwitzten in dem ungewohnten Klima und der Anstrengung.
Bei jeder Pause, die wir einlegten, erzählte Luke etwas über die Gorillas im Allgemeinen und unsere Gruppe im Besonderen. Als wir den Gipfel des Berges erreicht haben – wir schätzen, dass wir ca. 400 Höhenmeter zurückgelegt haben – sagte Luke, dass die Tracker (die Männer, die die Gorillas für die Touristen aufspüren) die Gorillas noch nicht gefunden haben.
Immerhin hatten wir Gorilla Kaka vom Vortag gefunden, dann wieder Elefanten Haufen – wir waren auf den Elefantenpfaden im Wald unterwegs. Wir liefen weiter, diesmal bergab und es war mitunter sehr steil und rutschig. Nach ca. 2 Stunden kam der Anruf, dass die Gorillas gefunden wurden. So schnell es ging liefen wir weiter runter und querten einen Bach. Hier ließen wir die Rucksäcke bei den Portern und folgten Luke mit unseren Kameras. Er erzählte uns, dass wir Glück hätten und 11 Gorillas sehen werden, da ein Silberrücken zur Gruppe zurückgekehrt war und von dem Chef Silberrücken akzeptiert wurde. Da die Gorillas weiter zogen, ging es wieder kurz rauf und runter. Luke war sehr bemüht, den besten Fotospot für uns zu finden. Nach ca. 10 Minuten setzte sich der Anführer mit dem mächtigen Silberrücken hin und es kehrte Ruhe ein. Andere Gorillas zogen an uns vorbei, manche sahen uns kurz an, andere nahmen gar keine Notiz von uns. Jetzt konnten wir in Ruhe schauen, Fotos machen und genießen.
Die Gorillas sind untereinander viel entspannter als die Schimpansen, es war ein so friedvolles Bild – der Silberrücken beobachtete seine Schützlinge und mümmelte Blätter. Ein anderer Gorilla lag gemütlich und stopfte Zweige in sich rein, die Kleinen turnten durch die Bäume oder spielten Big Boss indem sie sich aufrichteten und auf die Brust trommelten und kurz danach durch das Gras kugelten. Es wurden immer mehr Gorillas und Luke selbst war ganz fasziniert – eine zweite Gorilla Familie kam dazu und die „Kinder und Jugendlichen“ spielten gemeinsam. Die Nshongi Familie, ist eine verwandte Familie, die sich von der Bweza Gruppe abgespalten hat.
Was hatten wir für ein Glück! Erstens mit dem Wetter, die Sonne kam ein bisschen durch, der Platz, den die Gorillas gewählt hatten war übersichtlich und hell und dann sahen wir an die 20 Gorillas um uns herum. Eine Gruppe Jugendlicher tollte direkt neben uns herum und vollführte „wilde“ Kämpfe. Wir waren für sie nicht existent und mussten teilweise zurückweichen, damit wir nicht ins Spiel involviert wurden;-).
Dann betrat auch noch die Mutter mit dem jüngsten Nachwuchs die Bildfläche. Das kleine Baby, Gorillas haben ein Geburtsgewicht von ca. 1,5 kg, saß der Mama im Nacken. Was für ein Bild – dieses winzige Wesen thronte über dem mächtigen Kopf der Mama – einfach umwerfend. Wie gut, dass es Schutzgebiete wie diese gibt, in denen die sanften Riesen unbehelligt leben können und wie schade, dass es überhaupt notwendig ist, Tiere wie Elefanten, Nashörner und Gorillas vor den Menschen zu schützen.
Wie wichtig der Schutz ist, zeigt sich auch an der Vegetation. Gefühlt jedes Stückchen Land wird hier bearbeitet und es wird Forst und Landwirtschaft betrieben. Im Nationalpark findet man noch die ursprünglichen tropischen Regenwälder, die die Gorillas und auch die Schimpansen, die hier ebenfalls leben, brauchen. Viel zu schnell war unsere Stunde vorbei, doch Luke gab uns noch ein paar Minuten, indem er vorschlug, Gruppenfotos vor dem Silberrücken von uns zu machen. Und er war sehr geduldig und ließ uns viel Zeit dabei. Genau so geduldig war übrigens der Silberrücken im Hintergrund.
Schweren Herzens verließen wir ganz beseelt die riesigen Affen, die uns Menschen so ähnlich sind. Die 3 Tracker bekamen ihr Trinkgeld und wir liefen entlang des Flussbettes zurück. Mittlerweile war uns allen egal, wie viel Matsch wir durchquerten. Mehrmals balancierten wir wieder über Stock und Stein über das Wasser, die Porter halfen, wo es notwendig erschien, und nach einer halben Stunde verließen wir den Regenwald, an dessen Rand wir eine weitere Stunde entlang über Wiesen mit Kühen, Schafen und Ziegen entlangliefen. Nach insgesamt 5 ereignisreichen und beglückenden Stunden waren wir wieder am Jeep angekommen. Da dunkle Wolken aufzogen, fuhren wir zurück zur Ichumbi Gorilla Lodge, um dort unser Picknick Lunch zu verzehren. Als wir dort ankamen fing es an zu regnen. Was hatten wir für ein Glück, aber wenn 6 bezaubernde Engel gemeinsam reisen…
Nach dem Essen ging es weiter in Richtung Lake Bunyonyi, den wir nach ca. 2,5 Stunden holpriger Fahrt erreichten. Den Programmpunkt „Sundowner in der Arcadia Lodge“ mit wunderschönem Ausblick auf den See mussten wir wetterbedingt streichen. Schwarze Wolken und Regen wirkten wenig einladend. Da die Straße zum Bunyonyi Rock Resort schmal, holprig und bei dem Wetter auch sehr rutschig ist, wurden wir Damen mit dem Boot über den See geschippert, während Vicent sich mit dem Jeep und unserem Gepäck auf dem Landweg zur Lodge quälen musste.
Alle kamen heil an und wir genossen einen Kaffee mit Seeblick und freuten uns über unsere schönen, großen Zimmer mit traumhafter Aussicht. Abends wurde es kühl und wir bekamen kleine Kohleöfen an unseren liebevoll gedeckten, riesigen Esstisch. Wir wurden rührend umsorgt und bekamen ein köstliches Essen serviert.
Was für ein toller Tag ging zu Ende, wir waren so dankbar, diesen als Freundinnen gemeinsam erleben zu können.