05.11.2019 Udzungwa Mountains National Park – Wanderung zu den Sande Wasserfällen oder durch die Sauna zum Abkühlbecken

Die Nacht war ganz schön laut. Musik und Stimmen aus dem Dorf, Lastwagen von der Straßenbaustelle – die Ruckelpiste in den Udzungwa Bergen wird zur Asphaltierung vorbereitet – und die tierischen Nachbarn machten ziemlichen Krach. Der Namensgeber der Hondo Hondo Lodge ein großer Hornbill Vogel (ich habe vergessen, wie die auf Deutsch heißen) macht ein Geräusch das eine Mischung aus Babygeschrei und Katzenjammer ist. Der Tree Hyrax (Baum Klippschliefer) stößt Laute aus, die an ein lautes Hämmern erinnern, ein unspezifiziertes Tier machte sich im trockenen Laub hinter meinem Bast Zaun zu schaffen. Irgendwann beschloss ich, doch die Ohrenstöpsel zu nutzen, obwohl ich die Naturgeräusche eigentlich sehr mag. Am nächsten Morgen wachte ich früh auf und drehte eine Runde durch den Garten der Lodge, die aus 6 Zelten, einigen Bandas (mit Gemeinschaftsdusche und Toilette – wer also nachts nicht draußen spazieren mag, sollte die teureren Zelte wählen), das Bad ist zwar auch außen, aber direkt mit dem Zelt verbunden. Für Reisende mit kleinem Geldbeutel steht auch ein Campingplatz mit Duschen und Toiletten bereit.

Der Himmel war blau, die Sonne schien und der Blick auf die dicht mit Regenwald bewachsenen Berge war wunderschön. Nur einen Kilometer von der Hondo Hondo Lodge liegt der Rangerpost, wo wir unseren Guide für die Wanderung treffen sollten. Der „Oberranger“ freute sich über unseren Besuch und erzählte uns viel über den Park und die Infrastrukturmaßnahmen, besonders den Straßenbau. Nicht nur der bereits von ca. 8000 Touristen besuchte östliche Teil des Parks soll über Asphaltstraßen erreichbar sein, sondern auch der derzeit kaum erschlossene westliche und südliche Teil. Das Selous Game Reserve (dort darf noch gegen hohe Gebühren gejagt werden) ist nur 15 Kilometer von Udzungwa entfernt, derzeit fährt man aber einen Riesenumweg über Mikumi und Morogoro, um zum Selous zu gelangen.

Um 09:15 Uhr ging es endlich los und nach ein paar hundert Meter war uns allen klar, dass die Wanderung eine schweißtreibende Aktion werden sollte. Die Luftfeuchtigkeit war sehr hoch, wie gewohnt ging es bergauf und die körperliche Anstrengung brachte mich mehr zum Schwitzen als ein Saunabesuch. Der Regenwald ist sehr schön, wir hörten viele Vögel, sehr selten sahen wir sie auch, genauso wie die Affen – 12 Arten soll es hier geben, darunter 2 endemische, die es also nur in den Udzungwas gibt, aber bunte Schmetterlinge flatterten an uns vorbei. Unser Guide Philippo konnte uns viel über die unterschiedlichen Bäume und Pflanzen, sowie ihre medizinischen Wirkungen erklären, beschränkte sich aber auf einige wenige, besonders interessante. Seine Erfahrung lehrte ihn wohl, dass die bergauf schnaufenden Touristen eh nicht sonderlich aufnahmefähig sind. Es gab auch ein paar erholsame Bergabstrecken, aber das Wissen, dass wir den Höhenunterschied auch wieder nach oben bewältigen mussten, trübte die Freude darüber erheblich ein. Wir waren sehr langsam unterwegs und trotzdem klitschnass geschwitzt, als wir beim ersten Wasserfall ankamen. Dieser war 30 Meter hoch und versprühte eine erfrischende Kühlung. Mitten im Wald eine Oase, die zum Meditieren einlädt. Zum zweiten Wasserfall ging es noch ein bisschen bergauf, Fransisca beschloss, dass unsere Fotos ausreichen, blieb unten und wartete auf uns. Der Weg für uns hat sich aber gelohnt, 70 Meter fällt das Wasser hier und in dem natürlichen Pool hätte man baden können. Philippo meinte aber, der 3. Wasserfall eigne sich besser. So blieb es bei einem Fotostopp und wir machten uns nach einer Viertelstunde wieder auf den Weg. Gegen 13:30 Uhr erreichten wir den Platz, den Philippo für unser Mittagspicknick ausgesucht hatte. Ein kleiner Campingplatz mit Toiletten und Wasserversorgung liegt knapp oberhalb des Wasserfalls und ich dachte wir würden uns dort an den Tisch setzten. Wir liefen aber daran vorbei, ein kurzes Stück bergab und kamen auf eine felsige Plattform, direkt oberhalb der Wasserfälle. Wow – zum Heulen schön!!! Ein Panoramablick 500 Meter oberhalb der Ebene in der das Dorf Sanje, die Zuckerrohrplantagen und Reisfelder liegen, bis zu den Hügeln vom Selous. Wir setzten uns auf die warmen Steine, eine angenehme Brise wehte, wir packten unsere Lunchpakete aus und genossen diesen ganz besonderen Ort. Jeden einzelnen Schweißtropfen war dieser Moment wert! Ich hätte Stunden dort sitzen können, unfassbar schön und wir konnten alles ganz allein genießen.

Nutzte nix, wir mussten weiter – die Tage hier sind einfach zu kurz;-). Es ging bergab für 15 – 20 Minuten, als wir an einer Gabelung ankamen. 20 – 25 Minuten zum Fuß des großen Wasserfalls, an dessen Beginn wir unsere Pause gemacht haben. Fransisca pausierte wieder und lief das kurze Stück bis zum Aussichtspunkt, Linda, Philippo und ich liefen bergab und wieder bergauf und erreichten unser Ziel bereits nach 10 Minuten. Ein Pärchen mit ihrem Guide schwammen schon im Naturpool unterhalb des mächtigen Wasserfalls, der in Stufen 170 Meter herabfällt. Was für eine Kulisse für ein Bad. Als wir badebereit waren, hatten die anderen das Wasser bereits wieder verlassen, sodass Linda und ich den Pool für uns allein hatten. Das Wasser war kalt und sehr! erfrischend, was für ein perfekter Ort für ein Bad! Nach 5 Minuten unseres Rückwegs, hätte ich erneut eine Abkühlung gebrauchen können und wäre am liebsten zurück gegangen, aber wir wanderten tapfer weiter. Fransisca hatte die Zeit am Aussichtspunkt genossen und im Schatten die Füße hochgelegt. Wieder vereint ging es ins Tal bis ins Dorf Sanje, wo Heriel uns erwartete. Es war ein bisschen rutschig und man brauchte eine gewisse Trittsicherheit, um heil unten anzukommen.

Wir fuhren wieder zurück zum Ranger Post und hätten kein besseres Timing haben können. Dort angekommen gab es einen kurzen, aber heftigen Regenguss und ich war froh, nicht mehr auf dem Abstieg zu sein. Wir wollten und noch das Bienenprojekt ansehen, dass die Elefanten daran hindern soll, die Felder der Bauern zu zerstören. Aufgrund des Regens besichtigten wir vorher noch die Ranger Bandas – Twiga Lodge genannt. Sehr einfach und ziemlich muffig, aber mit etwas lüften, dürfte man auch dort eine Nacht überstehen. Als wir beim Bienenprojekt ankamen, war der Regen fast vorüber und wir spazierten ein bisschen ins Grüne, bis wir an den ersten Bienenkästen ankamen. Die Konstruktion ist denkbar einfach, die einzelnen Bienenkörbe sind mit einem dickeren Draht, der in knapp 2 Metern Höhe angebracht ist, verbunden. Wenn der Elefant dagegen stößt, fliegen die Bienen aus, der Elefant mag sie gar nicht und zieht sich wieder zurück. Da sie ein extrem gutes Gedächtnis haben, werden sie keine weiteren Versuche starten, um dort durchzukommen und zukünftig einen anderen Weg einschlagen. Um die Bienen in die Kästen zu locken, wird Bienenwachs reingelegt und die Bienen ziehen in der Regel ein, ohne dass der Mensch nachhelfen muss. Die Kooperative, die in der Hand von 10 Mitgliedern ist, ist für die Erhaltung des „Bienenzauns“ zuständig, kann aber auch den Honig ernten und verkaufen. Eine „Win Win Situation“ für alle.

Gegen 18 Uhr erreichten wir unsere Lodge, gerade genug Zeit zum Duschen, Elektronik laden und die Taschen für den nächsten Tag packen. Um 19:00 Uhr gibt es Abendessen und dann verabschiedet sich das Personal, um gegen 21 Uhr nach Hause zu gehen. Für uns heißt das – ab ins Zelt und ins Bett, nach einem langen Tag machten wir das auch gern.

Lala Salama!

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