07.11.2019 Vom Mikumi Nationalpark zum Selous Game Reserve

Es war bewölkt morgens und die Steppe war bis auf ein paar Giraffen wie leergefegt, als wir oben beim Frühstück saßen. Heute war Abschiedstag, Linda musste abends leider nach Hause fliegen – heimische Pflichten rufen! Da wir erst gegen 10 Uhr in Morogoro sein mussten, war es etwas gemütlicher am Morgen und wir brachen erst gegen 08:30 Uhr auf. Wir hatten eine Sondergenehmigung, um direkt von Stanley´s Kopje aus die 6 Kilometer zur Hauptstraße fahren zu dürfen, normalerweise darf man den Park derzeit nur am Maingate verlassen, was ein Umweg von mindestens einer halben Stunde gewesen wäre. Ein weiteres Gate in Richtung Stanley´s ist aber in Planung.

Nach 90 Minuten erreichten wir Morogoro, von wo aus Linda mit dem Bus nach Dar es Salaam fahren wollte. Ein bisschen mulmig war ihr schon, als sie das wuselige Treiben am Busbahnhof sah. Es gibt mehrere Buslinien und jede hat Ticketverkäufer, die auf Provisionsbasis arbeiten und dementsprechend nachdrücklich auf Kundenfang gehen. Da ist es sehr hilfreich einen Einheimischen an der Seite zu haben, der die guten von den schlechten Buslinien unterscheiden kann und auch noch das Ticket besorgt. Linda wurde also mit ihrem Koffer in einen Bus gesetzt, der Busbegleiter und der Fahrer wurde darum gebeten, auf Linda aufzupassen.

Telefonnummern wurden ausgetauscht, sodass Omari, der Linda in Dar es Salaam in Empfang nehmen sollte, mit dem Buspersonal abstimmen konnte, wann der Bus ankommt. Betreutes Reisen sozusagen und Linda wurde sichtlich entspannter. Da sie die einzige „Mzungu“ (Fremde) im Bus war, sollte Omari sie auch gut erkennen können, sicherheitshalber schickten wir ihm auch noch ein Foto.

Omari war der Fahrer auf unserer ersten Safari vor 5 Jahren und wir haben die ganzen Jahre den Kontakt gehalten, wovon Linda jetzt profitieren konnte. Sie wurde nach ca. 4 Stunden Fahrt in Dar in Empfang genommen und von Omari dann später zum Flughafen gebracht – alles hat wunderbar funktioniert und während ich das schreibe, sitzt Linda bereits in Amsterdam bei ihrer Familie.

Wir selbst hatten eine weitere lange Tour vor uns, es sollte von Morogoro in den Selous Park gehen. Eigentlich wollte ich im Auto schreiben, aber nachdem wir das quirlige Morogoro verlassen haben, wurde die Straße, bzw. Piste „arbeitsuntauglich“. 4 Stunden Dauergerüttel durch wieder einmal landschaftlich tolle Gegend und wir erreichten das Matambwe Gate. Dort gab es dann erstmal unsere Lunchboxen, wurde auch Zeit – es war mittlerweile 14:30 Uhr. Zur Unterhaltung hatte man uns eine Warzenschweinfamilie organisiert, die teils streitend, teils friedlich grasend durch die Gegend wuselte. Der bürokratische Akt der Anmeldung in den Park dauerte wieder etwas und es war bereits 16:00 Uhr, als wir endlich aufbrachen, um unsere Unterkunft, die Serena Mivumo Safari Lodge zu finden, die 56 Kilometer vom Gate entfernt liegen sollte. Es ging über eine ruckelige, aber ganz gut fahrbare Piste teils recht flott voran, tierisches gab es relativ wenig zu sehen, einige Giraffen, Impalas, Zebras und wir schreckten richtig auf, als Heriel nach einer Stunde in die Bremse trat. Wildhunde! Direkt an der Piste! Wir konnten es gar nicht fassen, was für ein Glück!

Das kleine Rudel bestand aus 4 Hunden und 3 Welpen. Offensichtlich war gerade ein Impala erlegt worden. Drei Große fraßen rechts von uns und die Welpen wurden von der Mutter auf der linken Seite versorgt. Gerade stritten sie sich um den Kopf und Hals des armen Impalas, zerrten von allen Seiten, waren aber wohl noch etwas überfordert mit der dargebotenen Form des Abendessens. Die Mutter kam immer wieder von rechts nach links gelaufen, um Nachschub zu bringen, laut Heriel würgen sie bereits Gefressenes für die Jungen wieder hoch. Sobald eines der „Großen“ in die Nähe der Welpen kam, wurde das Winseln der Kleinen lauter. Als Hundeeltern, wäre ich mit der Zeit ganz schön genervt von dem hohen Fiepen der Welpen;-)

Was für eine tolle Show der Hunde, genau wie unser Oskar zu Hause, ging es nach dem Fressen erstmal zum Trinken und dann wird sich ausgiebig gewälzt. Ich hätte noch länger bleiben wollen, aber wir wollten ja im Hellen ankommen und Sonnenuntergang ist um 18:30 Uhr, also rissen wir uns los und fuhren weiter. Der Selous ist kein Nationalpark, sondern ein Gamereserve, das heißt, die Natur ist nicht so geschützt wie im Nationalpark und auch die Infrastruktur ist sehr schlecht ausgebaut. Was leider fehlte, waren Hinweisschilder zu unserer Lodge, nach den Beiden ganz am Anfang, war nichts mehr zu finden. Als wir an einer Weggabelung ankamen, mussten wir uns also für eine Richtung entscheiden und schauten auf das Handyfoto, das wir von dem ausgehängten Parkplan gemacht haben, mehr Infomaterial gab es nicht. Für Heriel und mich war klar, dass wir laut Plan nach links abbiegen mußten, Fransisca entschied sich für rechts, aber eher gefühlsmäßig als nach Plan. Die Piste wurde immer schlechter bis hin zu abenteuerlich. Einmal fürchteten wir schon steckenzubleiben, nachdem der 4X4 eingeschaltet war, schaffte es der Jeep aber aus dem Schlammloch rauszukommen. Bei all dem Gekurve, durch Schlamm und über Geröll und Fels, hat Heriel noch einen Leoparden im Wald entdeckt (wieder die Frage – wie schafft er das bloß?), der sich dann auch noch gleich von seinem Ast erhob und vom Baum herunterkam. In der Dämmerung und hinter diversen Büschen leider kein Fotomotiv. Nachdem wir ca. 15 Kilometer auf diesem Hindernisparcours zurückgelegt hatten, wurde uns Allen klar, dass wir nicht dort sind, wo wir sein wollten. Die ganze Zeit über hatte Fransisca versucht, telefonisch in der Lodge um Hilfe zu bitten, es gab aber kein Netz – von Internet ganz zu schweigen. Plötzlich klingelte ihr Telefon, ein Guide brauchte Hilfe am Ngorongoro Gate. Das Problem wurde gelöst und wir wussten jetzt, dass an genau dieser Stelle telefoniert werden kann. Nachdem wir uns schon überlegt hatten, wie wohl so eine Nacht im Jeep inmitten des Busches sein würde, hatten wir nach mehreren Versuchen und Nummern endlich den Manager der Serena Lodge am Telefon, der uns nach Heriels Schilderungen orten konnte. Die ganzen 15 Kilometer mussten wir zurückfahren, wir hätten doch nach rechts abbiegen müssen;-(
Mittlerweile war es dunkel, was die Rückfahrt nicht einfacher machte, aber Heriel meisterte auch diese Fahrt mit seiner stoischen Ruhe, während wir hinten weiter heftigst durchgeschüttelt wurden. An der verhängnisvollen Kreuzung erwartete uns ein Jeep der Lodge und fuhr mit uns den knappen Kilometer bis zu unserem Ziel, dass wir so knapp verpasst hatten. Wir waren alle sichtlich erleichtert, unbeschadet angekommen zu sein.

Wir konnten unser Zimmer beziehen – eine Art Blockhaus am Fluss mit luxuriösem Interieur, ein großes Bad mit Badewanne, eine Terrasse mit Liegen und einem kleinen Pool. Erinnerte mich an alten Kolonialstil und war mir ein bisschen zu viel, Fransisca aber liebte es sofort.

Das Abendessen war sehr gut und vornehm – serviert wurde mit Silberhaube – ein bisschen Unterhaltungsprogramm vom singenden Safariguide und ein ausführliches Gespräch mit dem Manager, über die Lodge, den Park (da waren wir uns alle einig – dieser Park sollte nur mit guter Ortskenntnis befahren werden!!!), Tansania und die Welt. Wieder ein laaaaanger Tag – ab ins Bett!
Lala Salama