27.10.2022 – Kilimanjaro Besteigung über die Lemosho Route – Tag 8: Uhuru Peak zum Mweka Camp

Kibo / Uhuru Peak (5895 Meter) und wieder runter zum Mweka Camp (3100 Meter).

Unser Ziel, den Uhuru Peak, den höchsten Punkt Afrikas hatten wir erreicht. Aber das war ja noch nicht das Ende des Tages, wir hatten noch etwas Wegstrecke zu bewältigen. Davis hatte uns ja gesagt, dass wir schnell wieder runter müssen, aber was jetzt kam, hatten wir nicht erwartet. 

Bis zum Stella Point liefen in wir in einem flotten Tempo – sanft bergrunter, geht ja wie von selbst. Zwei, drei Bilder noch schnell gemacht und weiter gings. Ab dem Stella Point ging es über eine andere Route. War der Weg bergauf in Serpentinen über festes Gelände mit Felsen und Steinen, ging es jetzt geradeaus runter über ein Feld aus Lavasand. Es fühlte sich an, als wenn man über etwas harschigen, tiefen Schnee läuft. Man bremste fast von alleine ab, in dem tiefen Sand/Granulat Gemisch und nach kurzer Zeit waren wir von oben bis unten eingestaubt. Das Tempo wurde immer schneller und wir wussten gar nicht wie uns geschah. An Fotos war gar nicht mehr zu denken und selbst unsere Trinkpausen wurden sehr kurz gehalten.
Irgendwann fragten wir dann, wann wir denn mal Pause machen, wir hatten ja auch seit Mitternacht nichts gegessen. „Wenn wir unten im Camp sind“. Oha! Also weiter, aber nicht mehr kleine Schritte, Pole Pole einer nach dem anderen, sondern in großen und schnellen Schritten immer weiter durch den Staub.

 
Eine Schicht Kleidung nach der anderen wurde ausgezogen, denn die Sonne knallte ganz schön in den Lavasand. Ich habe ein bisschen das Zeitgefühl verloren, aber nach ca. 90 Minuten kamen uns einige unserer Porter entgegen. Ein großes Hallo, wir wurden richtig gefeiert, es gab Hibiskustee zum Anstoßen;-) und wir konnten uns endlich mal hinsetzen. In Ruhe was trinken, ein paar von unseren Snacks essen und die Sonne genießen. Super Tall hatte seine Musikbox dabei und wir hörten während der Pause und als wir in unser Basecamp zurück gingen Reggae Musik. 

Dort wurden wir auch schon von den anderen Portern erwartet und wurden wieder gefeiert und kriegten ein Ständchen gesungen. Im Camp wartete Essen auf uns, aber wir hatten eigentlich von den Snacks genug. Andy und das Zelt von den Beiden war schon verschwunden, es sollte ja auch für uns später noch weiter gehen. Nancys Gepäck war in meinem Zelt gelandet und wir legten uns erstmal eine halbe Stunde auf unsere Matten. Wir waren zwar müde, aber schlafen konnte auch keiner. Wir mussten ja auch unsere Taschen noch packen, alles wieder verstauen und ich merkte, wie schön doch so ein Einzelzelt ist. Zu Zweit ist es ganz schön eng, wenn man sein Zeug sortieren muss;-).


Nach ungefähr 90 Minuten brachen wir wieder auf, mit dem Millenium (oder auch High) Camp auf 3.950 Metern Höhe als Ziel. Dieser Teil der Wanderung war ganz angenehm, relativ flach und nicht mehr ganz so staubig wie weiter oben der Lavasand. Eine gute Stunde brauchten wir für die gut 700 Höhenmeter. Je näher wir dem Camp kamen, umso mehr dunkle Wolken sahen wir westlich davon, und es roch immer mehr nach Rauch. Es ging noch ein kleines Stück bergauf, und als wir das Camp erreichten, sahen wir, dass es auch hier bis direkt ans Camp gebrannt hatte.

Was uns auch noch beunruhigte war, dass wir Andy hier nicht finden konnten. Dafür waren aber ungewöhnlich viele junge Einheimische im Camp, die nicht so sortiert wie die Porter wirkten. Einsatztruppen zum Feuerlöschen und Träger, die Lebensmittel und Trinkwasser rauf schleppten. Nachdem das Feuer am Kilimanjaro offiziell ja schon seit Tagen gelöscht ist, kamen jetzt endlich (mehr oder weniger) Freiwillige für die Löscharbeiten.
Wie wir später sahen, leider mit einer erbärmlichen Ausstattung. Gummistiefel, Hacke und Buschmesser waren die häufigsten Hilfsmittel zur Brandbekämpfung. Da kann man nur um Regen beten – und da wir ja fast unten waren, wäre ich jetzt damit auch einverstanden gewesen;-). 

Eigentlich hatten Nancy und ich uns geschworen von hier aus keinen Schritt weiter zu laufen, aber die Sorge um Andy und der Brandgeruch waren keine guten Voraussetzungen, hier unsere Zelte aufzuschlagen. Davis und Amnai konnten irgendwie keinen Kontakt herstellen und so informierte Davis die Ranger vom Mweka Camp, Amnai und Andy auszurichten, dass sie dort auf uns warten sollten. Keine Ahnung, ob das funktioniert hat, aber wir trafen sie später dort.
Nach einer halben Stunde ging es also wieder los. Es war mittlerweile fast 13 Uhr und weder ich, noch meine Knie wollten weiter. Das Stück, was jetzt kam, war gefühlt das unangenehmste der gesamten Wanderung (mein Eindruck). Der Weg besteht aus Steinen und Felsen und geht in unregelmäßigen Stufen nach unten. Mal tief, mal weniger tief. Man musste bei jedem Schritt aufpassen, wo man hin tritt, und meine Knie waren nach dem Tag alles andere als begeistert. War ich froh über meine Wanderstöcke.
Einige, leider sehr kurze Abschnitte ging es einfach geradeaus, dann kam aber auch schon bald die nächste Stufe.

 
Uns kamen so viele Männer entgegen, mit Wasser, riesigen Reissäcken und anderen Lebensmitteln. Alles musste vom Mweka Gate (1680 Meter) ins High Camp, über 2000 Meter hochgetragen werden. Und die meisten von Ihnen waren keine Porter, die Übung darin haben. Wir haben unsere letzten Snacks verteilt, manche sahen sooo hungrig aus. Die armen Jungs mussten richtig ackern, also keine Müdigkeit vortäuschen und weitergehen – für uns ja schließlich bergab mit leichtem Gepäck.
Knappe 2 Stunden später erreichten wir dann auch das Mweka Camp auf 3.100 Metern. Und wie schön, wir trafen sowohl Andy, als auch unser Team, dass unsere Zelte schon wieder aufgebaut hatte. Amnai war um Andy besorgt gewesen und ist mit ihm möglichst schnell runter gegangen, um die Belastung der Höhe zu reduzieren. Jetzt ging es ihm wieder gut.


War das ein langer Tag! Jetzt erstmal ins Zelt und Beine hoch. Dann ein bisschen Tee und Popcorn. Abendessen fand auf unseren Wunsch sehr früh statt und gegen 19:30 Uhr lagen wir ein letztes Mal in unserem Schlafsack im Zelt. Komisch, dass morgen alles vorbei sein soll… Aber lange konnte ich nicht mehr nachdenken, die letzten 20 Stunden waren ein anstrengendes, ereignisreiches und wunderschönes Erlebnis, das einen wahren Gefühlscocktail ausgelöst hat.
Lala salama – Gute Nacht 🥱 😴💤