Der frühe Vogel fängt den Wurm! Linda und ich sind zum Sonnenaufgang aufgewacht und haben erstmal den Blick genossen, der uns von der Terrasse unseres schönen Bandas gegönnt wurde. Vor uns der Great Ruaha River, zu dieser Jahreszeit eine Ansammlung von mehr oder weniger tiefen Wasserlöchern in einem breiten Flussbett. Wie sieht es hier wohl in und nach der großen Regenzeit aus? Als sich die Sonne über den Hügeln zeigte, tauchte sie die Landschaft in ein goldenes Licht und ein ungewohntes Geräusch ließ uns nach links schauen – über 100 Pelikane flogen ein und ließen sich vor dem Lodge Gebäude am Wasser nieder. Nach kurzer Zeit erhoben sie sich wieder und flogen an uns vorbei in den Sonnenaufgang. Was für ein schönes Schauspiel dieser klobig wirkenden Vögel, ich staune immer, dass sie so elegant fliegen können. Das tolle an Tansania ist, dass man immer wieder gezwungen wird, den Moment zu genießen. Zu Hause schafft man das in der Hektik oft nicht, hier aber zeigt die Natur einem so viel Schönes, das man einfach in diesen Momenten verweilt – eigentlich war nämlich schreiben und Fotos sortieren auf dem Plan gestanden. So hielten mich also die Vögel von der Arbeit ab. Es gab ja auch noch die Störche zu bewundern, auch Marabus im Flug sind hübsch anzusehen und das Eichhörnchen, das uns von oben auf unserer Terrasse beobachtete, stahl mir ebenfalls die Zeit und fast auch mein Herz – so süß!
Frühstück mit Blick auf den Fluss, frisches Obst, richtiger Kaffee, Zimtrollen und Eierspeisen nach Wunsch – so könnte jeder Morgen beginnen.
Hotelbesichtigungen standen heute auf dem Plan, eine zeitraubende Tätigkeit, denn die Lodges liegen weit auseinander. In dem Park, der wie schon beschrieben größer ist als die Serengeti, gibt es gerade mal 12 Lodges. Die von uns angepeilte Jongomero Lodge liegt über 50 Kilometer von der Ruaha River Lodge entfernt. Auf den Sand und Schotterpisten kann das dauern, obwohl wir wenig Tiere gesehen und somit auch selten gestoppt haben auf unserem Weg. Die Lodge mit ihren 6 Zelten liegt an einem Sandriver und bietet den Gästen einen Pool mit Blick auf das derzeit trockene und sandige Flussbett. Michael der Manager führte uns gleich zum Pool und zeigte uns eine Elefantenfamilie auf der anderen Flussseite, versteckt im Schatten stehend und ein Foto von Viktor, dem „Hauselefanten“, der einen badenden Gast am Pool besuchte und erstmal eine Ladung Wasser mit seinem Rüssel aus dem Pool holte. Viktor ist ein häufiger Gast in der Lodge, hat schon gelernt an Frischwasser aus einer der Wasserleitungen zu kommen, verträgt aber offensichtlich auch Chlorwasser und erfreut die Gäste mit seiner Anwesenheit und seiner ruhigen Art. Wir fanden ihn am letzten Zelt und konnten Fotos aus 3 Metern Entfernung machen – cool!
Alles in der Lodge war schön! Die Lage, die Zelte, der Poolbereich, die Aussicht und das Hauptgebäude mit gemütlichen Sofas, der Bar und dem Restaurant. Wie auch bei Nomad und Mwawesi fliegen die Gäste hier ein, der Airstrip liegt nur 5 Minuten entfernt, und machen die Safaris mit den Fahrzeugen und Guides der Lodge. Es war so schön dort und wir wurden so nett empfangen, allzu gerne wären wir länger geblieben. Hat Heriel sich wohl auch gedacht;-) Er hatte vergessen den Strom im Auto auszuschalten und die Kameras und Handys wurden weiter ge- und die Autobatterie entladen. Rien ne va plus – Nichts geht mehr. Erst haben wir mit den hilfreichen Männern vor Ort versucht den schweren Jeep anzuschieben – rückwärts den Berg hoch! Blöde Idee;-). Dann wurde ein Stahlseil geholt und der Wagen kurzerhand hochgezogen. Motor sprang an und wir wurden aus dem kleinen Paradies Jongomero vertrieben.
Eigentlich wollte ich noch zur Mdonyo Old River Lodge, aber nach der langen Zeit unserer Reise hatte sich Müdigkeit ausgebreitet, vor Allem bei Fransisca und Heriel, sodass wir auf dem Rückweg nur noch die neu gebaute Lodge von Asanja anschauen wollten. Obwohl ohne Hinweisschilder haben wir sie gefunden, Heriel hatte sich den Weg von seinen Kollegen in Jongomero erklären lassen.
Was soll ich zur Lodge sagen? Es wird auch Kunden für dieses Produkt geben – ich werde nicht dazu gehören. Die Lage und die Aussicht oberhalb des Ruaha Flusses ist toll, acht Bungalows (ein bisschen anlandende Ufos erinnernd) liegen weit verteilt und haben alle Blick auf den Fluss, das von uns besichtigte auch Blick auf einen Hippopool. Alles sehr modern von einer südafrikanischen Designerin gestaltet, auf der Terrasse ein kleiner Pool, aber alles sehr offen. Doch wer möchte, wenn er auf der Toilette sitzt von der Terrasse oder vom Bett aus gesehen werden? Ein bisschen mehr Privatsphäre könnte schon sein. Die Außendusche ist ebenfalls vom Schlaf-/Badezimmer zu sehen, es sei denn man lässt den blickdichten Zeltstoff herunter. Apropos, eine komische Mischung das Ganze: von außen schlicht aus Beton gestaltet, der mit dem roten Sand der Umgebung eingefärbt wurde, von innen sehr modern und hell, statt Fenster aber die Seitenteile von Safarizelten. Wie gesagt – gar nicht meins, aber wir wünschen trotzdem viel Erfolg bei dem neuen Projekt. Übrigens – über Weihnachten sind noch Zimmer frei;-)
Auf dem Weg zu Asanja haben wir noch einen Abstecher zu einem Hippopool gemacht, den wunderschönen Blick über den Fluss genossen und ein Löwenpaar im Honeymoon angetroffen. Auf unserem Weg zurück über den Hauptweg des Parks, haben sich wieder wenige Tiere gezeigt. Linda und ich waren ein bisschen enttäuscht, dass wir nur so wenig gesehen haben und wären gerne noch ein bisschen im Park geblieben. Heriel hatte sich aber wirklich eine Pause verdient! Und wir haben auch festgestellt, dass man in einem so riesigen Park besser mit einem ortskundigen Guide unterwegs ist. Fransisca hatte ein bisschen zu arbeiten und Linda und ich beschlossen, die Aussicht von dem zweiten Restaurant der Lodge zu nutzen. Vom letzten Aufenthalt vor 5 Jahren wusste ich, dass der Aufstieg trotz Hitze lohnend sein würde.
Als wir an der Lodge ankamen waren am gegenüberliegenden Flussufer gerade Elefanten erschienen, die aber schnell wieder im Wald verschwanden. Wir beschlossen zu warten und wurden belohnt. Als ob der Bus gleich kommen würde, marschierten die Dickhäuter mit schnellem Schritt am Ufer des Flusses entlang und waren bald aus unserer Sicht verschwunden. Also, was Leichtes anziehen und hoch zur Aussicht. Leider bekamen wir hier keine Getränke serviert (hatten uns in weiser Voraussicht Wasser mitgenommen), aber die Aussicht war toll. Ein 250 Grad Blick von oben über den Fluss. Unter uns Nilpferde und Krokodile und unsere Elefantenfamilie, die wieder aus dem Wald kam und den Fluss überquerte auf eine Sandbank. Hier gruben sie Löcher in den Sand, um dort an Wasser zu gelangen. Die schlauen Tiere wollten nicht direkt aus dem Flussbett trinken, leben doch hier die Nilpferde und verarbeiten tagsüber ihre nächtlichen Mahlzeiten in Dung. Durch den Sand wird das Wasser gefiltert und ist so viel besser zu genießen. Der Kleinste nutzte die Chance sich im Schatten seiner Mutter, Tanten und Geschwister in den kühlen, feuchten Sand zu legen und ein bisschen zu dösen. Auf der anderen Seite zogen einige Giraffen zum Trinken an den Fluss – was für ein schöner Ort. Aber arbeiten wollten wir auch noch ein bisschen – fiel uns sehr schwer! Plötzlich hörte ich ein pfeifendes Geräusch, das sich für mich wie ein Warnruf anhörte. Ein Hyrax – auf Deutsch Klippschliefer – wohl der Wächter der Gruppe hatte einen Schakal gesichtet, der sich der Treppe zum Restaurant genähert hatte. Fotografiert werden wollte er leider nicht.
Der Nachmittag mit Aussicht hatte uns wieder versöhnt mit dem Tag und auch dem Park, der bei Weitem nicht mit der Serengeti mithalten kann was den Tierreichtum anbelangt, landschaftlich aber sehr abwechslungsreich und wunderschön ist. Die Tiere müssen hier gesucht werden, in der Serengeti und vor allem dem Ngorongoro Krater sind sie ja allgegenwärtig, aber auch das Suchen und Finden ist toll (so sollte eine Safari meiner Meinung auch sein – ein bisschen macht das Suchen auch den Reiz aus) und dann ist man mit dem was man findet meist auch ganz allein.
Morgen geht es schon wieder weiter, also Taschen packen, duschen, kurz ans Lagerfeuer, essen und ab ins Bett.
Lala Salama – Gute Nacht