Wie immer auf Safari, klingelte der Wecker früh um 6:00 Uhr. Leider gab es heute nicht den persönlichen Weckservice mit Kaffee oder Tee. Die ersten Anzeichen der Dämmerung waren draußen über dem Fluss schon zu sehen. Schnell haben wir uns fertig gemacht und sind zum Frühstück gegangen. In dem offenen Raum war es noch ganz schön kalt, so dass wir uns nicht lange aufgehalten haben. Wunderschön war der Sonnenaufgang direkt über dem Fluss.
Um kurz nach sieben sind wir losgefahren, Fransiska hat sich entschieden, in der Lodge zu bleiben um etwas zu arbeiten. Um kurz nach sieben sind wir losgefahren und hatten aufgrund der kühlen Temperaturen das Dach erst noch zugelassen. Morgens ist es noch ganz schön kalt, vor allem im Fahrtwind. Die erste Stunde haben wir nicht viel gesehen, außer ein paar Gazellen und Gnus. Die Raubkatzen verrieten nur durch die zahlreichen Kadaver, dass sie in der Nähe sein müssten. Irgendwann hatte John ein Ziel und gemeinsam mit einem anderen Jeep machten wir uns auf die Suche nach dem großen Fragezeichen. Die Fahrer sagen nicht immer auf welcher Suche sie sind, um a) die Kunden zu überraschen und b) nicht zu enttäuschen, wenn das Gesuchte nicht gefunden wird. Wir haben erraten, dass es sich wohl um Geparden handeln muss, die wir auch tatsächlich nach einer guten halben Stunde zwischen den Büschen am Flussufer entdeckten. Es war ein Bruderpaar, dass sich durch die mittlerweile fünf Jeeps nicht stören ließen und ein bisschen schmusten, ein Stück gemeinsam spazierten, sich unter einen Busch in den Schatten legten, wieder ein Stück liefen, bis sie das Flussufer herunter gingen und unserem Blickfeld entschwanden. Was für wunderbare und elegante Tiere!
Weiter ging unsere Fahrt durch Kogatende am Ufer des Mara Flusses entlang. Es waren wieder mehr Gnus zu sehen. Die Herde, auf deren Crossing gestern einige, teils vergeblich, gewartet haben ist noch weiter gezogen und hat den Fluss gegen 18 Uhr an einer anderen Stelle überquert. Eigentlich hätten da schon alle Gamedrives beendet sein müssen, aber derzeit scheint es nicht so viele Kontrollen zu geben.
Gegen 12:30 trafen wir auf eine große Gruppe Gnus, die sich am anderen Mara Ufer auf einer Klippe sammelten. Während unseres Mittagessen im Jeep beobachteten wir die für uns völlig unverständliche Choreografie der Gnus und einiger Zebras. Die Herde zog nach links und dann nach rechts, einige blieben stehen, um dann umso schneller hinterher zu rennen. Diverse Jeeps warteten in einiger Entfernung, um die Tiere nicht zu stören. Immer wieder dachten wir, dass es jetzt los geht und die Tiere den Fluss überqueren, aber der eine Mutige, der den Anfang machen muss, war leider noch nicht gefunden. Verständlich – warten im Fluss ja nicht nur die Krokodile sondern auch Nilpferde, die ebenfalls sehr unangenehm werden können, sobald sie sich gestört fühlen.
Die Herden werden oft von Zebras angeführt, die über ein größeres Erinnerungsvermögen verfügen. Wenn es aber zur Flussüberquerung kommt, werden die Gnus vorgelassen. Sie folgen erst, wenn die Krokodile satt sind.
Nach über einer Stunde sind einige Zebras die Klippe runter zum Wasser gelaufen, die Gnus folgten sofort und nach einiger Zeit war die kleine Landzunge voll. Doch anstatt den Fluss zu queren, gingen die ersten Gnus die Klippen wieder hoch. Es herrschte ein ziemliches Gedränge bis die Zebras nach links abschwenkten und über flaches Gelände weiterzogen. Die Herde teilte sich, einige gingen wieder zurück auf die hohe Klippe nach rechts, die anderen zogen nach links.
Wieder einige Zeit später zogen die von der rechten Klippe ins freie Gelände und machten nicht mehr den Eindruck heute auf die andere Seite zu wechseln. Also fuhren wir wieder nach Westen, von Crossing Point Nummer 7 zu 6, in der Hoffnung, dass die andere Gruppe sich heute noch auf zu anderen Ufern macht. Es wurde 16, es wurde 16:30 Uhr. Ca. 10 Autos folgten der Herde, das gleiche machte auch eine kleine Gruppe Gnus auf unserer Flussseite. Sie fanden wohl ihre Gruppe zu klein und hofften auf Verstärkung.
Irgendwann gab die kleine Gnuherde auf, wir aber folgten weiter – alle Jeeps langsam hintereinander her – ein bisschen wie im Disneyland, wo die Menschen in kleinen Booten oder Karren im gleichen Abstand durch die animierte Welt befördert werden.
Vielleicht hätten wir auch aufgeben sollen. Aber gestern ist die Herde nach einigem Wandern ja auch noch über den Mara Fluss gekommen.
Leider hat alles Warten und Hoffen nichts genutzt, jedes Tier blieb auf seiner Seite des Flusses. So kann es gehen aus Safari, mal sieht man unglaublich viel ohne großartig suchen zu müssen und mal bringt man soviel Geduld und Zeit auf und wird doch nicht belohnt. Ein Grund wieder zu Kommen ;-)!
Wir sind den Fluss noch weiter entlang gefahren und haben immer wieder Gnus gesehen, die aber nicht zur Mutprobe über den Fluss bereit waren. Endlich kamen wir am kleinen „Flughafen“ an, mit der einzigen Toilette weit und breit. Hätte ich gewusst, dass das Warten auf die Gnus vergeblich war, hätte ich mich nicht so lange gequält und wäre schon früher hier gewesen. Alternative ist natürlich immer die Buschtoilette, aber wenn alle Jeeps so schön zusammenstehen, um auf die Herden zu warten, ist das irgendwie auch blöd 😉
Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie es in normalen Zeiten hier sein mag. Laut John sind dann hunderte von Jeeps unterwegs – jetzt haben wir den ganzen Tag maximal 20 gesehen. Meine Frage, ob es öfters zu Unfällen kommt, wenn alle Fahrer mit Abstand vom Fluss auf das Crossing warten und dann auf einmal losfahren, um ihren Kunden die bestmögliche Sicht auf das Spektakel zu ermöglichen, wurde eindeutig mit ja beantwortet. Ich bin froh, dass wir genau jetzt die Möglichkeit hatten hier zu sein, auch wenn wir das Crossing nicht erlebt haben. Als die Gnus mittags die Klippe runter (und dann auch wieder hoch) sind, konnte man ja schon ganz gut erahnen, wie es sein würde, wenn die Tiere wirklich in den für sie gefährlichen Fluss springen.
Es ging jetzt wieder zurück zur Lodge. Nach einem kurzen Regenschauer war die Sicht ganz klar und die Sonne tauchte die Ebenen, die teils goldfarben waren – wie reifes Korn – und teils leuchtend grün an den Stellen die vor ca. 4 Wochen abgebrannt wurden. Unsere Kunden berichteten vor drei Wochen von großen, schwarzen, verbrannten Flächen. Nach einigen kurzen Regenschauern explodiert die Natur wieder und das Grün kommt leuchtend aus dem schwarzen Boden geschossen. Dunkelgraue Regenwolken, gleißendes Sonnenlicht, das saftige Grün, ein Regenbogen und die leuchtenden Zebras und zahlreichen Gnus zauberten eine stimmungsvolle Szenerie. Nach über 11 Stunden Safari kamen wir zum Sonnenuntergang in der Lodge an. Emails checken, duschen, Abendessen, das Nötigste arbeiten und müde ins Bett inmitten der unfassbaren Natur Tansanias. Lala salama – gute Nacht!