So süß und so traurig

Heute haben wir es geschafft. Trotz Megastau durch Nairobi waren wir pünktlich im Elefantenwaisenhaus, der David Sheldrick Stiftung. Diese Stiftung hat sich nach der ersten erfolgreichen Flaschenaufzucht eines Elefanten durch Daphne Sheldrick, zur Aufgabe gemacht, verwaiste Elefanten und Nashornbabys aufzuziehen und auszuwildern.

Eine Stunde ist das Gelände für Besucher geöffnet und die Elefanten werden vorgestellt. Die erste Gruppe bestand aus 14 Elefanten, die in zweier Gruppen in ein Gehege liefen, wo sie von überdimensionalen Babyflaschen erwartet wurden. Alle drei Stunden werden sie mit Kuhmilch gefüttert, pro Elefant ca. 25 Liter am Tag – Gott sei Dank trinken sie schneller als unsere Menschenkinder! Der jüngste dieser Gruppe war 9 Monate alt, der älteste 2 Jahre. Vier weitere Zwerge wurden dem Publikum nicht vorgeführt, da sie erst seit Kurzem im Waisenhaus sind und ihre schrecklichen Erlebnisse noch in Ruhe verarbeiten müssen. Nach und nach kamen alle 14 Waisenkinder zu ihren Pflegern und holten sich ihre Milchration. Danach wurden die Besucher begrüßt und jeder konnte mal fühlen wie hart und ledrig sich schon zarte Babyelefantenhaut anfühlt. Wer sich so gerne im Matsch suhlt und mit Sand beschmeißt wie diese kleinen Lauser, kann kein Penatengefühl erwarten. Während wir die niedlichen Dickhäuter beim Spielen und Raufen beobachteten, wurde über die Arbeit der Stiftung berichtet und die Geschichte der einzelnen Tiere erzählt. Ihre Mütter wurden zum großen Teil Opfer von Wilderern, aber auch Unfälle und Konflikte mit Farmern führten zum Verwaisen der Kleinen, ebenso wie das Verhungern Ihrer Mütter in heftigen Trockenzeiten. Auch Unfälle an Wasserlöchern und Brunnen führen dazu, dass die Herde weiterzieht und das Baby zurückgelassen wird, wenn es nicht von den anderen Tieren der Herde befreit werden kann. Ein besonders tragischer Fall betraf ein damals 2 Wochen altes Baby, dessen Mutter von Farmern getötet wurde, da sie die Felder zerstörte. Das Baby wurde mit Steinen beworfen und hatte bereits 25, teils tiefe Wunden, bevor andere Dorfbewohner es in ein Klassenzimmer der Schule retten konnten und die Stiftung informierten, die den Elefanten dann abholten und in die Stiftung brachten. Im Alter von drei Jahren beginnt das Auswilderungsprogramm im Tsavo East Nationalpark, das mindestens 5 Jahre dauert. So lange braucht es, bis ein Elefantenwaise von einer fremden Gruppe akzeptiert und integriert wird. Die Betreuer begleiten die Elefanten während des gesamten Prozesses. Nach einer gelungenen Auswilderung sind die Elefanten so wild wie ihre in Freiheit aufgewachsenen Artgenossen, sie suchen nicht die Nähe der Menschen, nur ihre Pfleger werden sie nie vergessen.

So toll das Erlebnis mit den Kleinen war, mir wäre es lieber, solche Waisenhäuser wären unnötig und die Elefanten würden nicht mehr wegen ihres Elfenbeins gejagt. Da es aber leider noch lange dauern wird, bis sich das Verständnis der Menschen ändern wird, ist es gut, dass es Menschen gibt, die sich aufopfern für den Erhalt der bedrohten Arten. Bei uns wird es sicherlich eine Patenschaft für ein Nashorn- (konnten wir leider nicht sehen) und ein Elefantenbaby zu Weihnachten geben. Wer interessiert ist, diese tolle Arbeit zu unterstützen, findet weitere Informationen auf der Website: https://www.sheldrickwildlifetrust.org

Doch damit nicht genug für heute: 10 Minuten entfernt warteten die vom Aussterben bedrohten Rothschild Giraffen im Giraffen Center. Diese schöne Giraffenart lebte ursprünglich im Grenzgebiet von Kenia und Uganda, wurde aber aufgrund von Abholzungen ihres Lebensraumes beraubt. Nur noch 120 Exemplare leben in Kenia, ausschließlich in Schutzgebieten und werden in mehren Centern gezüchtet, um sie vor dem Aussterben zu bewahren. Es war toll, sich diesen majestätischen Tieren so weit nähern zu können. Wer kann schon behaupten, von einer Giraffe geküsst worden zu sein? Sie sind etwas stachelig, aber sehr sanft und haben eine antiseptische Zunge – was man so alles erfährt auf einer Reise…

Beide Stiftungen arbeiten eng mit den kenianischen Schulen zusammen und führen die heranwachsende Generation an Natur- und Umweltschutz heran. Nur wenn auch die Kenianer die Schönheit und den Reichtum ihrer Natur kennenlernen können, wächst das Bewusstsein für Umweltschutz und Erhaltung dieses Naturschatzes.

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