24.02.2016 Sansibar, oder besser gesagt Unguja

24.2. 20:15 Wir sitzen am Flughafen von Sansibar und warten auf unseren Flug nach Dar es Salam. Auch diese 3 Tage auf dieser wunderschönen Insel, kamen uns wie mind. 1 Woche vor, soviel haben wir hier gesehen und erlebt. Unguja, was wir landläufig unter Sansibar kennen, ist die Hauptinsel eines Archipels aus ca 50 Inseln, von denen die meisten unbewohnt sind. Die Hauptstadt Stonetown liegt ca 10 Minuten mit dem Auto vom Flughafen entfernt. Es ist eine ehemals reiche Stadt, die indisch und arabisch geprägt ist, hat eine wunderschöne Lage am indischen Ozean und steht dank ihrer einzigartigen Architektur unter dem Schutz der Unesco als Weltkulturerbe. Die Geschichte der Insel ist sehr wechselhaft und die uns bekannte Gewürzinsel hatte leider auch den unrühmlichen Titel des größten Sklavenmarktes in Ostafrika. Unser Führer Mansour brachte uns die Geschichte, Kultur und Architektur der Stadt in äußerst unterhaltsamer Weise näher. Den Sundowner auf der legendären Terrasse des Africa House hatten wir uns nach 3,5 Stunden bei 33 Grad im Schatten dann redlich verdient.
Nach kurzem Frühstück auf der Dachterrasse unseres Hotels, ging unser Programm um 8 Uhr weiter. Vorbei am Geburtshaus von Freddie Mercury ging es zum Wasser, wo wir in ein kleines Boot stiegen, um zur Prison Island zu fahren. Diese Insel war zur Disziplinierung ungehorsamer
Sklaven bebaut worden, war zwischenzeitlich Quarantänestation für Lepra und TB Erkrankte und dient jetzt dem Schutz von Galapagos Riesenschildkröten. Vor ca. 100 Jahren kamen 4 dieser Giganten als Geschenk nach Sansibar, 2 wurden „entführt“ und 2 auf die kleine Gefängnisinsel gebracht. Auch hier wurden die Tiere bedroht, da die Eier und Jungtiere lukrative Beute waren. Heute leben sie eingezäunt und bewacht, um den Bestand dieser bedrohten Tierart zu schützen. Mit Erfolg, es leben mittlerweile über 100 Tiere auf Prison Island. Bis zu 250 kg schwer werden die Männchen und sie können mehrere Hundert Jahre alt werden. Ob die uns genannte Zahl 500 stimmt??? Das älteste Model, dass wir sahen war 146 und noch gut im Fell. Die Füße dieser gemütlichen Tiere sehen aus wie Alienfüße und die Gesichter erinnerten mich an ET. Vor allem, wenn wir ihren Hals gestreichelt haben und der Kopf langsam in die Höhe geschoben wurde, um mehr Fläche anzubieten. Wenn Schildkröten schnurren könnten, sie hätten es jetzt getan. Jana hatte einen richtigen Fan. Nachdem sie eine kleine 11jährige Schildkröte – ca 50 kg – ausgiebig gekrault hatte, wollten wir unseren Weg durch das Gehege fortsetzen. Ihr wehmütiger Blick zurück zeigte, dass der Kleine keineswegs genügend Streicheleinheiten bekommen hatte und er seiner Wohltäterin folgte. Zielstrebig wurde wieder die Hand angepeilt, die doch so verwöhnen konnte. Die Anhänglichkeit wurde dann gleich mit einem frischen Spinatblatt belohnt – die Trennung musste leider trotzdem vollzogen werden. Unser lieber Mansour, der zu unserer großen Freude auch heute unser Führer war, zeigte uns noch Teile der ehemaligen Zellen und Kettenringe, fütterte uns mit weiteren geschichtlichen Daten und beeindruckte uns durch seine deutschen Sprachkenntnisse: „Ich bin putzmunter!“ Er Sah nicht ganz so aus, brachte es aber fließend und akzentfrei rüber. Mit dem Boot ging es zurück und wir konnten nochmal die schöne Silhouette von Stonetown bewundern. Schnell zurück zum Hotel, Taschen einsammeln und weiter gings zur Gewürzplantage. Die alten, nicht mehr genutzten Plantagen wurden teilweise den Dörfern überlassen, die sie nun weiter betreiben und Führungen anbieten. Die jungen Männer des Dorfes präsentieren die Gewürze, erklären Anbauarten und Verwendung. Wir haben viel gerochen, probiert und geraten und viel über die vielfältigen Gewürze gelernt. Wie wächst Pfeffer, wieso gibt es grünen, roten und schwarzen? Warum muss die Vanille manuell bestäubt werden, wie werden Nelken geerntet? Nachdem wir soviel gelernt und brav aufgepasst haben, wurde uns von einem jungen Mann (das auch noch singender Weise) eine frische Kokosnuss vom Baum geholt und fachmännisch geköpft, um uns dann noch mit Krone, Tasche, Ring, Kette und Armband aus Bananenblättern zur Dschungelkönigin zu krönen. Die Bilder werden unter Verschluss gehalten!
(Mittlerweile ist es übrigens 22:50 und wir warten auf unseren Weiterflug 04:00. Wir haben einen der wenigen, unbequemen Metallsitze ergattert, andere sitzen auf dem Boden – wird ne tolle Nacht!)
Nach unseren würzigen Erlebnissen ging es wieder nach Stonetown zu einem weiteren, kulinarischen Abenteuer. Speisen mit den Einheimischen. Traditionelle Gerichte mit Reis, Spinat und Soßen können übrigens super mit den Fingern gegessen werden, gelegentliches Schmatzen bestätigt – glaube ich – dass es schmeckt. Hat’s auch! Uns allerdings mit der Gabel.
Nach kurzem Besuch in der Agentur, die uns freundlicher Weise auf das Sightseeing Programm eingeladen hat, folgte ein Ausflug in den Norden der Insel, mit einigen Hotelbesichtigungen. Ein bisschen Sorge hatte ich natürlich, dass meiner lieben Reisebegleitung Jana der Norden vielleicht besser gefällt, als der von mir für die nächsten 2 Tage gebuchte Südosten, aber (puh!) Glück gehabt. Als wir nach viel Fahrerei und Hotels gucken um 19:30 Uhr endlich in unserem Guesthouse in Jambiani ankamen, haben wir zwar nix mehr gesehen, aber der Ausblick beim Frühstück hat’s bestätigt. Da Montags Jam Session in der Red Monkey Lodge ist, wurde kurz geduscht und dann ging’s weiter unter dem Motto: Menschen, Tiere, Sensationen. Was hat der liebe Gott doch auch bei den Menschen für einen großen, bunten Zoo gesorgt: Ein singender Massai, der entweder keinen Ton traf, oder die Musik ist einfach so disharmonisch, danach ein dicklicher Spanier, der so gar nicht nach guter Musik aussah, aber fantastisch Gitarre spielte. Nun begann der Jam. Viele gute Musiker (Touristen und Einheimische), manche skurile Dame, die auch mal Star sein wollte, Sänger, Mundharmonika, Posaunenversuche, alles durchaus hörbar. Das Publikum äußerst gemischt, Jungvolk mit Joints, ältere Damen (also mein Alter aufwärts) in Rasta- oder Massaibegleitung, selig lächelnd, einige Dorfschönheiten, in untypisch kurzen Röcken, wohl auf der Suche nach einer besseren Zukunft. Auch die Generation 65+ mischte sich cool unter das bunte Partyvolk. Dieser Tag kam uns vor wie eine Ewigkeit und wirkte nur noch skuril, von den ruhigen Riesen am morgen bis zu dem Partyvolk am Abend. Ab in’s Bett! Vollmond am Himmel und das Rauschen der Brandung am entfernten Riff.
Die nächsten 2 Tage wurde relaxt – wurde auch mal Zeit! Wandern zur Sandbank und am Strand, immer wieder aufs Meer gucken; ist es immer noch so türkis. Den Dorffrauen zusehen, wie sie in ihren langen, bunten Kleidern durch das türkisfarbene Meer waten und Algen ernten. Warten auf die Ebbe und warten auf die Flut und immer wieder gucken: Boah ist das schön!
Ein bisschen schockiert war ich, dass mein Traumstrand vom letzten Sansibarbesuch den Großteil seines feinen, weißen Sandes verloren hatte, dafür aber über und über mit Algen bedeckt war. Sind wir damals direkt von unserem Garten in den Sand gelaufen, würden wir jetzt ca 2 Meter die Felsen runter fallen. Angeblich ein normales Phänomen, das der Sand je nach Windrichtung mal weg- und mal angespült wird. Das Algenproblem würde sich in 3 Wochen von selbst erledigen und der Sand bis spätestens September wieder zurück sein. Doch gut, dass die Red Monkey ausgebucht war und wir ein paar hundert Meter weiter im Kimte Beach landeten. Da gab es einen netten Schweizer Betreiber und Sand bis vor die Tür, ganztags gute Musik und leckeres Essen, schattige Liegen mit Blick aufs Meer – habe ich schon erwähnt, dass es ganz türkis ist und das es mind. 100 verschiedene Türkistöne gibt?
Leider wurden wir heute um 17 Uhr aus unserem Paradies vertrieben! Der Fahrer brachte uns wieder nach Stonetown, vorbei an Palmenhainen, kleinen Dörfern, Wäldern in denen die Columbus Affen wohnen, und vorbei an vielen, vielen Menschen, die durch die Straßen wuselten. Und vorbei an Kindern und noch mehr Kindern, fröhlich in ihren Schuluniformen. In Stonetown fand unsere großartige Reise einen würdigen Abschluss, wir wurden vom Agenturleiter noch zum Abendessen auf die Terrasse des vornehmen Hyatt Regency eingeladen. Mit Sonnenuntergang bei 30 Grad – das werden wir vermissen!!!

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