31.10.2019 – Kitulo Nationalpark – geschüttelt nicht gerührt ;-)

Bis Mitternacht habe ich noch Fotos ausgewählt und Berichte korrigiert. Wenn man immer zwischendurch und in den unmöglichsten Situationen oder auf den holprigen Straßen schreibt, kommt manchmal ziemlicher Blödsinn zusammen. Das möchte ich meinen treuen Lesern nun auch nicht zumuten.

Ab 04:00 Uhr morgens war ich irgendwie schon wieder wach und fühlte mich, als der Wecker um kurz vor 6:00 Uhr klingelte wie gerädert. Wir haben die Nacht in der Utengule Coffee Farm verbracht, dem Schwesterhotel des Zanzibar Coffee House in Stone Town. Wunderschön erhöht gelegen, mit einem tollen Blick, ca. 20 Kilometer vom lebhaften Mbeya entfernt. Hier waren wir vor 5 Jahren mit den Kindern zum Schwimmen, als wir ein paar Tage in Mbeya bei Rose und ihrer Familie verbrachten. Jetzt also über Nacht! Wir bekamen einen der neu gebauten Bungalows mit 3 Schlaf- und Badezimmern, großem Wohnzimmer und Küche, die in einem schönen Garten liegen. Nach dem Essen haben wir uns noch die Zimmer angesehen und das endlich mal gut funktionierende Internet genutzt.

Heute Morgen saß ich um 06:30 Uhr im Garten, um endlich mal meine Fotos hochzuladen und habe einen köstlichen Cappuccino getrunken. Endlich mal ein Hotel, das die hervorragenden Kaffeebohnen zu benutzen weiß.

Ca. 07:15 war Aufbruch und die erste Strecke bis und durch Mbeya zog sich lange hin. Der gesamte Güterverkehr zwischen Dar es Salaam und Sambia/Simbabwe quält sich über diese in jeder Richtung einspurige Landstraße. Das lokale Frühstück bestand am Straßenrand aus einem Tee und trockenem Chapati (in der Pfanne gebackenes Fladenbrot), den Suppentopf mit fettigem und knorpeligem Fleisch unbekannter Herkunft, wollte ich mir ersparen. Es ging noch zum Tanken, Geldautomat und zu einer marktähnlichen Straße, wo Heriel neues Wasser für uns besorgte und Linda und ich Chips, Nüsse und Mangos erstanden – wir hatten heute keine Lunchbox und mussten uns selbst auf Nahrungssuche begeben;-)
Unser heutiges Ziel war der Kitulo Nationalpark. Reine Fahrstrecke 120 Kilometer, für die wir mit unserer Frühstückspause und den Besorgungen gut 4,5 Stunden brauchten. Der Kitulo Park liegt in ca. 2000 Metern Höhe in den „Southern Highlands“ und ist bei Natur- und Blumenfreunden beliebt. Auf dem Weg zum Park ging es durch kleine Dörfer, die Bewohner versuchten am Straßenrand Waren zu verkaufen, führten handwerkliche Tätigkeiten aus oder waren auf den Feldern unterwegs. Um Ackerfläche zu gewinnen, der Großteils mit Kartoffeln bepflanzt waren, wird gerodet – mit Säge oder Feuer. Der Übergang zum Nationalpark wurde durch ein Schild angekündigt und durch ein satteres Grün. Je weiter wir in den Park hoch und hineinfuhren, umso schöner waren die Ausblicke und umso mehr Blumen sahen wir. Eigentlich geht die Blumenzeit erst im Januar los, nach den Regenfällen im November und Dezember, wo hier alles explodieren soll. Eine Idee davon bekamen wir, da es Ende September und Anfang Oktober schon geregnet hatte. Wunderschöne bunte Wiesen, Ausblicke auf Berge und Täler und keine Menschenseele zu sehen. In der Nähe der neuen Ranger Bandas haben wir einen Guide gefunden, der zwar kaum englisch spricht, dafür aber die Gegend kannte. Es gibt weder eine Karte mit den „Straßen“ und unwegsamen Pisten noch Empfehlungen, was man sich ansehen soll. Wir fuhren also mit unserem Guide Vito weiter in Richtung Wasserfälle, die 21 Kilometer entfernt waren. Gefühlt ging es im Schritttempo voran, ein kurzes Stück sind Linda und ich nach einem Fotostopp auch zu Fuß gegangen. Die Landschaft zu beschreiben fällt mir wahnsinnig schwer. Teilweise sehr lieblich, sanfte Hügel, die bunten Blumen – Fransisca meinte so sieht das Tele Tubby Land aus, da kenne ich mich leider nicht so aus.

Selbst befahren wollte ich diese Wege nicht, das war schon etwas abenteuerlich und als es immer enger und der Sand immer tiefer wurde, beschlossen wir zu Fuß weiterzugehen und Heriel würde unser Auto bewachen, dass mittlerweile eine wunderschöne braune Patina hatte.

Ich weiß nicht, ob ich mir den Wasserfall angesehen hätte, wenn ich gewusst hätte, was da auf uns zu kam. Wir spazierten gemütlich bergab, bis wir nach ca. 10 Minuten an einem Picknickplatz ankamen – was für eine Aussicht! Aber es ging von nun an nur noch bergab, über eine Steintreppe mit teils sehr hohen Stufen. Runter taten uns nach einiger Zeit die Knie weh, über den Rückweg wollte ich gar nicht nachdenken. Der Wasserfall, den wir dann erreichten, war schon eine Anstrengung wert und der Ausblick weiter in die Art Schlucht, in die das Wasser dann verschwand, auch. Vito erklärte, dass dieser Wasserfall in den Ruaha Fluss mündet, der den gleichnamigen Nationalpark mit Wasser versorgt. Der Nationalpark sei ursprünglich nur entstanden, um die Wasserentnahme der Landwirte zu stoppen, die das Leben der Wildtiere im Ruaha Park gefährdete. Nachdem was wir bislang gesehen haben, hat der Park aber auch einiges zu bieten: Weite, Ruhe, Einsamkeit, wunderschöne Natur und im Januar, Februar ein Blumenmeer, das sehr beeindruckend sein muss. Was der Park nicht bietet ist eine Infrastruktur. Es gibt zwar Übernachtungsmöglichkeiten in den 4 Rangerbandas und dem Campingplatz, die Wege sind in einem erbärmlichen oder besser gesagt herausfordernden Zustand für jeden Fahrer und Auto. Hinweisschilder, Wanderrouten oder ähnliches, suchten wir vergeblich. Wenn man im Park übernachten möchte, muss man sich seine Verpflegung mitbringen, oder 20 Kilometer ins nächste Dorf fahren. Für Wanderer wäre der Park ideal, ich hoffe, dass die Zufahrt sich verbessert, beide Wege, die wir heute gefahren sind, waren eine echte Herausforderung, ebenso die Wege im Park. Ein Traum wäre, wenn es Hütten oder Bandas an unterschiedlichen Stellen gäbe und man von Hütte zu Hütte wandern könnte, ich denen es nicht nur ein Bett, sondern auch Essen gäbe.

Da wir am nächsten Tag bis Ruaha fahren wollen, beschlossen wir, den beschwerlichen und abenteuerlichen Weg ins Tal schon heute auf uns zu nehmen. Der Weg an den Berghängen entlang erinnerte mich ein bisschen an die Einfahrt in den Ngorongoro Krater, unser armer Heriel muss sich heute ganz schön abmühen – er macht das wie immer toll!!!

Mal sehen, wo wir heute noch landen und wo wir uns gut geschüttelt hinlegen dürfen.