28.01.2019 – Safari im Lake Manyara Nationalpark – Freud und Leid liegen nah beieinander

Heute durften wir eine halbe Stunde länger schlafen, Frühstück
erst um 06:30 Uhr – fast schon ein 
Luxus. Dazu dieser Blick über das grüne Baumdach des Tarangireparks und
die immer gut gelaunten Geister der Lodge, so fängt die Woche gut an.

Die Fahrt zum Südende des Lake Manyara Nationalparks dauerte
ungefähr 90 Minuten, eine wunderschöne Strecke, die allerdings nur befahrbar
ist, wenn es nicht geregnet hat. Wir begegneten vielen fröhlichen Schulkindern
und kamen uns vor wie die Royals, die stundenlang aus ihren Kutschen winken.
Die Arbeit auf den fruchtbaren Äckern waren in vollem Gange, Ochsengespanne,
kleine Traktoren, Fahrräder und Mopeds fuhren über die Sandpiste und alle
wirkten beschäftigt, aber entspannt und fröhlich. Was für ein Unterschied zu
unseren grauen Großstädten, in denen die Menschen keinerlei Notiz voneinander
nehmen, wenn sie morgens gemeinsam in der S-Bahn sitzen und in ihrem Smartphone
versinken oder sich gegenseitig im Straßenverkehr anraunzen. Fast schon ein
bisschen beschämend zu sehen, wie herzlich und offensichtlich zufrieden die
Menschen hier sind, obwohl sie in unserem Verständnis so wenig besitzen. Oder
besitzen sie einfach viel mehr mit ihrem pole pole und Hakuna Matata? Alles
geschieht in Ruhe und anscheinend im Hier und Jetzt, keine Hektik, kein Stress,
wenig Besitz, aber fruchtbare Äcker vor der Tür und durch die Lage am Rande der
Ngoronogo Highlands immer genügend Wasser. Die Reisfelder erinnerten sehr an
Asien, es fehlten nur die Strohhüte und man könnte meinen, durch Bali zu
fahren.

Der Manyara Park liegt an der Bruchkante des Riftvalleys, den
größten Teil bildet der Manyara See, der durch die starken Regenfälle im
letzten Jahr derzeit gut gefüllt ist. Dichtes Buschland und flache Ebenen zum
See bietet den unterschiedlichsten Tieren ihren Lebensraum. Unsere erste
Tiersichtung, von den Affen am Parkeingang abgesehen, war wie eine Fata
Morgana. Unsere Augen spielten uns einen Streich, denn damit haben wir gar
nicht gerechnet. Ein Pavian? Nein, es läuft wie ein Hund! Aber was uns auf der
Sandpiste entgegen kam und dann leider im Busch verschwand, bevor wir zur
Kamera greifen konnten, war ein Leopard. Den hatte auch Heriel lange nicht im
Manyara gesehen. Wer in den Manyara Park kommt, in der Hoffnung auf viele
Tiere, wird etwas enttäuscht sein. Wer sich aber an Landschaften, Vögeln,
unterschiedlichen Vegetationsformen und tollen Ausblicken erfreuen kann, ist
hier richtig. Unser erster Stop war eine Holzbrücke, die in den See gebaut ist.
Von hier kann man Nilpferde, Pelikane, Flamingos, Störche und alle möglichen
anderen Wasservögel sehen. Auf der einen Seite die raue und steile, aber dicht
bewachsene Grabenkante, auf der anderen die Weite des flachen alkalischen Sees.
Die Nilpferde halten sich im Bereich der Frischwasserzuläufe auf, die Flamingos
bevorzugen das alkalische Wasser. Derzeit sind nur wenige zu sehen, wir hoffen
sie alle am Natron See anzutreffen. Direkt bei der Brücke ist eine heiße
Quelle, die durch vulkanisches Gestein auf 70 Grad aufgeheizt wird. Die
mitgeführten Mineralien und Bakterien tauchen die Uferzone in ein braun, grünes
Farbenspiel.

Die einzige Lodge innerhalb der Parkgrenzen ist die im Wald
gelegene Tree Lodge von Andbeyond. Wenn ich einen Ort für gestresste Manager,
kurz vor dem Burnout finden sollte – dass wäre der Platz! Die acht Unterkünfte
verteilen sich weitläufig im Wald und ähneln Baumhäusern in Bootsform. Drum
herum nur das Grün des Waldes und ein paar Affen, die durch die Bäume klettern.
Die Zimmer sind wunderschön und liebevoll gestaltet, an alles wurde gedacht:
Moskitonetze, Schminkspiegel, Badewanne, Außendusche, Bademantel und
-schlappen, Regenschirm und Gummistiefel in 2 Größen. Für abends war das
Lagerfeuer vorbereitet und der Schweinebraten verschwand um 10 Uhr in einer
Feuertonne, die mit Glut gefüllt war und schmorte dann bis zum Abendessen in
Niedriggarmethode vor sich hin. Ein zauberhafter Ort inmitten der grünen
Wildnis.

Weiter ging unsere Parkerkundung. Zebras, Giraffen, eine Gruppe
Elefanten, Paviane und andere Affenarten, Horn- und alle möglichen andere
Vögel. Faszinierend ist die Vegetation, von mannshohem Elefanten oder
Pfeifengras, über weite, abgegraste Ebenen und Buschland bis zu riesigen
knorrigen Feigenbäumen. Kleine Bäche kommen aus den Highlands und versorgen
Pflanzen und Tiere mit frischem Wasser und der Regenwald spielt seine eigene
lautstarke Musik.

Am frühen Nachmittag verließen wir den Park und wollten in Mto wa
mbu (übersetzt Mückenfluss) noch ein Camp anschauen, dass wir aber ungepflegt
und verwaist vorfanden. Heriel wusste noch eine Alternative der Moivaro Camps,
dass wir uns stattdessen anschauten – einfach, sauber, nett.

Unsere nächste Station verschaffte uns dann einen dicken Kloss im
Hals – der Besuch der Tagesbetreuung und der Wohngruppe verwaister Kinder, die
vom Verein Kinder-in-Tansania e.V. unterstützt wird. Im Rahmen unserer privaten
Weihnachtsfeier haben wir Spenden gesammelt und zusätzlich ein Patenkind
„adoptiert“, die mit unserer Hilfe ihr Studium fortsetzen kann. Der Vater ist
letztes Jahr gestorben und die verzweifelte Mutter, die nie Geld verdient hat,
sah sich jetzt mit einer studierenden Tochter, 2 weiteren Kindern + einem
Enkelkind völlig überfordert. Die schnelle Hilfe, die über die fantastische
Suzy, die vor Ort alles koordiniert, zuteil wurde, ließ sie Hoffnung schöpfen,
dass sich immer ein Weg auftut, so verzweifelt die Lage auch ist.

Der Verein in Deutschland unterstützt Suzy mit den notwendigen
finanziellen Mitteln, um Kindern in Karatu ein Umfeld zu bieten, in dem sie
spielen und lernen können, wo es eine kostenlose warme Mahlzeit gibt und eine
soziale Gemeinschaft gepflegt wird. Im Vergleich zu der Wohngruppe, ca. 200
Meter entfernt, gehen diese Kinder nachmittags nach Hause. In der Wohngruppe
befinden sich derzeit 5 Mädchen und 2 Jungs, die von Suzys Tochter betreut
werden. Mit liebevoller, aber strenger Hand, werden sie hier erzogen und lernen
die Fähigkeiten, die man neben der Schule so braucht: Waschen, putzen, kochen.
Die Älteste in der Wohngruppe ist 14 oder 15, die Kleinste um die 2 Jahre. Ein
7 Monate altes Baby, dass wir in der Tagesbetreuung gesehen haben, wird wohl
bald dazu kommen, ihre Mutter ist gerade verstorben und die Verwandten sehen
sich nicht in der Lage zu helfen. Die „Bürgermeister“ der Regionen greifen
gerne auf die Institutionen zurück, eine regelmäßige finanzielle Unterstützung
gibt es allerdings nicht. Ab und an eine Spende, aber nichts auf das man sich
verlassen kann. In Arusha ist eine weitere kleine Gruppe für behinderte Kinder,
die dort die Behindertenschule besuchen. 4 Kinder werden dort betreut, da sie
aufgrund ihrer starken Beeinträchtigung nicht in dem Internat wohnen können.
Ein Junge zum Beispiel ist blind, ein Mädchen leidet an Diabetes, ein weiteres
ist halbseitig gelähmt. Obwohl Suzy schon lange mit den Kindern arbeitet, merkt
man wie nah ihr ihre traurigen Schicksale gehen und wir konnten sehen, dass die
Tränen blitzten, wenn sie von Vergewaltigung, ungewollten Schwangerschaften und
Prügel durch den Stiefvater berichtet. Die nächsten Projekte sind eine
Solaranlage für die Tagesbetreuung und behindertengerechte Spielgeräte für die
Gruppe in Arusha. Als Mitglied des Vereins in Deutschland werden wir weiter
versuchen zu helfen und auf dem Laufenden zu bleiben.

Unsere Lodge für die nächsten 2 Nächte ist die Endoro Lodge – wunderschön am Rande des Ngorongoro Waldes am Hang gelegen muss man etwas bergauf laufen, um in die großzügig gestalteten Bungalows (20 an der Zahl) zu gelangen. Unser Dreitbettzimmer war ca 50 Quadratmeter groß, mit Dusche innen und außen, Badewanne, Kamin mit Sesseln davor und einer großen Terrasse mit Blick ins Grüne. Ein großer Pool mit Blick in die Gärten, wo Papayas, Mangos und Avocados wachsen, ein Lagerfeuer beim Restaurant, dass zu einem gemütlichen Sundwowner einlädt. Die Bungalows sind alle mit Efeu bewachsen, genauso wie die Grundstücksgrenzen. Ein wunderschöner Ort inmitten der Natur. Allerdings fährt man von der Hauptstraße gut 15 Minuten über buckelige Sandpisten – African Massage inklusive. Bis zum Gate der Ngorongoro Conservancy braucht man 35 Minuten. Zimmer perfekt, Personal nett, Essen super, Aussicht toll – wir empfehlen es gerne weiter.