27.10.2019 On the road again – von Gombe zum Katavi Nationalpark

Auch heute Morgen begrüßte uns wieder die Sonne und die Paviane, die die ganze Nacht im Camp verbracht haben und uns mit allerlei lauten Geräuschen versorgt haben.

Was habe ich mir Sorgen ums Wetter gemacht, die Regenzeit hatte schon früh begonnen und auf den WetterApps war für jeden Tag Regen und Gewitter vorhergesagt. Aber wir hatten für unsere Bootsfahrt zurück Sonnenschein, spiegelglattes Wasser und eine angenehme Brise. Sixtus wurde von uns noch mit Fragen gelöchert und die Fahrt verging schnell. Am Bahnhof von Kigombe haben wir noch getankt und Geld am Automaten geholt, bevor wir gegen 11 Uhr wieder in Richtung Uvinza fuhren, wo der Abzweig nach Katavi geht. Überall begegneten uns gut gekleidete Menschen, es war schließlich Sonntag, die Frauen in bunten Kleidern und die Männer in Anzügen.

Die Kirchen, oft nur einfache offene Gebäude waren voll, fröhliche Musik drang auf die Straße und die Kinder spielten am Straßenrand.

Nachdem wir in Uvinza in Richtung Katavi abgebogen waren, fuhren wir eine Stunde auf einer „Naturpiste“ durch grüne Natur, weite Wälder in leicht hügeliger Landschaft. In dieser Zeit sahen wir ein anderes Auto, einen Bus und einen Lastwagen. Wunderschöne rote Lilien blühten im lichten Wald und ab und an hatten wir von höher gelegenen Punkten großartige Ausblicke auf grün, grün und grün. Nach unserem Picknick im Wald erreichten wir das erste Dorf, freudig begrüßt von den Händlern, die hofften uns Nüsse, Obst und gegrilltes Fleisch verkaufen zu können – leider vergeblich. Eigentlich wollte ich auf der Fahrt schreiben, aber schon die Straße von Kigoma nach Uvinza war etwas ruckelig und die Piste ab Uvinza bis zum Park schüttelte den Jeep noch mehr, sodass ich lieber aus dem Fenster guckte, um mich nicht der Übelkeit hingeben zu müssen 😉

Den Katavi Park erreichten wir gegen 16 Uhr und mussten das Headquarter, an dem wir uns anzumelden hatten, erstmal suchen, da die Beschilderung etwas verwirrend war. Das Hin- und Herfahren hätten wir uns auch sparen können, es war niemand da. Da der Park so wenig Besucher hat, angeblich nur 500 – im Jahr! – hatte der zuständige Ranger wohl beschlossen Feierabend zu machen. An den Ranger Bandas – einfache Übernachtungsmöglichkeiten für Touristen – bekamen wir immerhin eine Telefonnummer vom zuständigen Ranger. Es war ihm wohl sehr unangenehm und er versprach uns am nächsten Tag zu treffen. Gesehen haben wir ihn schließlich 2 Tage später, am Abend bevor wir den Park wieder verlassen würden. Da brauchten wir dann auch keine Erklärungen und Tipps mehr über den Park.

Unser Quartier das Chada Nomad Camp erreichten wir erst gegen 17:30 Uhr, die Begrüßung verlief etwas holprig – der Manager war nicht da. Das mobile Camp liegt mitten in der Natur unter großen Bäumen und hat nur 6 Zelte – also maximal 12 Gäste. Die Zelte liegen weit auseinander, sodass wir das Gefühl hatten, ganz allein zu sein und nur die Affen als Nachbarn zu haben. Wir bestellten uns erst mal warmes Wasser für unsere Outside Bucketshower, die man quasi durch den Hinterausgang des Zeltes erreichte. Die Toilette war die chemische Variante und das Wasser für das Waschbecken kam aus einem mit Holz verkleideten Container. Das Camp existiert nur von Juni bis November, danach wird bis zur nächsten Saison alles in große Überseecontainer verpackt und von 4 Mitarbeitern bewacht. Nur die große Holzterrasse für den Restaurant- und Loungebereich bleibt bestehen. Um 19 Uhr hatten wir unseren „Begleitservice“ bestellt, der uns sicher durch die Dunkelheit der Nacht zum Lagerfeuer brachte. Hier begrüßte uns nun Julian der belgische Manager, entschuldigte sich vielmals Beie unserer Ankunft nicht anwesend gewesen zu sein – aufgrund einer seltenen Wildhund Sichtung war er mit auf Pirschfahrt gewesen, ein eigentlich tolles Erlebnis, an dem Tag aber wohl mit traurigem Ende. 2 der Hunde sollten markiert werden und die Ranger betäubten sie – leider wohl mit einer zu hohen Dosis. Anstatt nach wenigen Minuten wieder aufzustehen und dem Rudel zu folgen, schliefen sie tief und fest. Unsanft versuchten die Ranger sie zum Aufstehen zu bewegen, als das Rudel weiterzog. Wie Betrunkene haben die Hunde nach einer halben Stunde versucht aufzustehen und sind immer wieder hingefallen. Das Rudel war mittlerweile außer Sicht und die Jungtiere ohne den Schutz der Gemeinschaft ohnehin verloren. Als die erste Hyäne sich näherte haben die Zuschauer aus dem Nomad Camp die Szenerie verlassen – das Ende war wohl offensichtlich. Das Rudel bestand jetzt nur noch aus 17 Hunden. Dementsprechend gedrückt war die Stimmung bei den anderen Gästen, 2 Kanadiern, 2 Engländern, einer in Kenia lebende Spanierin und einer Vietnamesin. Alle machten sich mit uns bekannt – ausnahmslos alle Anwesenden waren ebenfalls im Tourismus tätig, die beiden Kanadier sind zusätzlich an den sozialen Projekten von Nomad beteiligt – und Julian bemühte sich, die Gruppe wieder aufzuheitern. Am großen Tisch im „Messtent“, dem Restaurantzelt, ergaben sich interessante Gespräche bei gutem Swahili Essen und Wein. Ich mag die Idee, dass alle Gäste zusammen sind und ihre Erlebnisse und Erfahrungen teilen, es ist wie bei einem großen Essen im Freundeskreis. 99,9 % der Gäste von Nomad kommen mit dem Flugzeug nach Katavi und machen die Gamedrives mit den offenen Fahrzeugen des Camps. Die klassische Kombination ist mit Mahale, dem zweiten Nationalpark in Tansania, in dem man Schimpansen beobachten kann. Mit ca. 700 Schimpansen hat Mahale die weitaus größere Population und laut Dr. Anthony leben weiter 1000 Schimpansen außerhalb der Parks, ein Großteil in der Nähe von Uvinza.

Ein langer Tag ging zu Ende und wir fielen müde in unsere Betten, dieses Mal in einem Dreibettzelt.

Nachtrag: Laut Ranger, den wir ja irgendwann mal zu Gesicht bekamen, leben die beiden Wildhunde noch. Durch den Sender kann man ihre Laufroute verfolgen. Oder sollten die Hyänen gleich den Sender mit verspeist haben? 😉

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