25.10.2019 – Auf nach Gombe – die Schimpansen warten- Auf den Spuren von Jane Goodall im Gombe Nationalpark – Tansania

Das passiert selten – ich bin sprachlos!

2,5 Stunden dauerte die Fahrt mit dem Holzboot der Mbali Mbali Gruppe. Der Tanganyika See lag spiegelglatt vor uns und hatte in der Sonne, die dankenswerter Weise vom blauen Himmel schien, eine wunderschöne dunkle türkise Farbe. An den seichten Ufern mit dem fast weißen Kies geht das dunkle in ein helles türkis über. Vorbei an der Bucht von Kigoma, wo wir in der Ferne einige Hochhäuser und größere Hafengebiete sehen konnten. Die nächsten 2 Stunden gab es nur wunderschöne Natur, bewaldete Hügel und einzelne, sehr idyllisch wirkende Fischerdörfer, die nur mit dem Boot oder zu Fuß erreichbar sind. 

Die Grenzen vom Gombe Nationalpark, mit 56 qkm nach Sanane der zweitkleinste in Tansania, waren einfach auszumachen – die Wälder dort sind dichter und grüner. Keine Bäume dürfen hier gefällt werden und natürlich gibt es hier auch keine Brandrodung. Das Ranger Hauptquartier und die Parkverwaltung liegen in Kasekela, wo wir registriert und „eingecheckt“ wurden. Hier liegt auch das Haus von Jane Goodall, die diesen Park durch Ihre Schimpansen Forschung so bekannt gemacht hat.

Das Wetter war immer noch gut, so dass wir uns entschieden gleich zu unserem ersten Trekking aufzubrechen. Um uns Touristen nicht allzu sehr zu strapazieren, gibt es sogenannte Schimpansen Trekker, die morgens aufbrechen und die einzelnen Schimpansen Familien aufspüren. In Gombe leben insgesamt 94 Schimpansen, davon 56 in Kasekela – nur diese können von Touristen besucht werden. Durch die jahrelange Arbeit von Jane Goodall, die 1960 Ihre Studien an Schimpansen begann, sind die Schimpansen an Menschen gewöhnt und betrachten sie als natürlichen Teil ihrer Umgebung.

Mittlerweile war es 11 Uhr, die Sonne schien und es war warm. Stetig bergauf ging unser Weg, es wurde immer unwegsamer und steiler. Da wir angewiesen wurden lange Hosen und lange Ärmel zu tragen, lief uns der Schweiß in Strömen. Immerhin waren wir im Regenwald und es gab ausreichend Schatten. Gefühlt konnten wir gar nicht so viel Wasser trinken, wie es aus uns wieder rauslief. Es war wirklich anstrengend und wir mussten ab und an die Hände zu Hilfe nehmen, um uns an Lianen festzuhalten oder an Wurzeln hochzuziehen. Es ging über Bäche, über und unter umgestürzte Bäume und durch teils dichtes Gebüsch. Die meisten Wege sind durch die häufige Nutzung durch Schimpansen entstanden und führen von unten nach oben, ohne Schlenker, die die Steigung etwas abmildern würden. Schnaufend und triefend blickte ich hoffnungsvoll nach oben, um vielleicht ein Ende der Steigung ausmachen zu können, als ich nach einer guten Stunde den ersten Schimpansen entdeckte, der 20 Meter vor uns den Weg herunterkam. Unser Ranger Khalfan von Tanapa – der tansanischen Nationalpark Behörde – war ebenfalls überrascht und konnte nur noch sagen, dass wir an den Rand des Weges sollten, als 2 männliche Tiere bereits an uns vorbei stürzten – in einer Entfernung von 50 Zentimetern. Kurz danach setzten sie sich an einen Abhang – als ob sie uns einen kleinen Moment für ein Foto gönnen wollten, bevor sie behände und schnell im Dickicht verschwanden.

Ca. 15 Minuten ging es weiter bergauf, bis wir auf eine größere Gruppe trafen, die es sich gemütlich gemacht hatte. Unser Ranger gab uns je einen Mundschutz, den wir in der Gegenwart der Schimpansen tragen mussten, um sie nicht mit eventuellen Krankheiten anzustecken und zeigte uns einen Platz wo wir uns hinsetzen sollten und wir konnten mit unseren Beobachtungen beginnen. Die meisten ignorierten uns und machten weiter, als wäre nichts passiert – lausen, dösen, spielen. Es ist wunderschön diese Tiere, unsere nächsten Verwandten – in freier Wildbahn so nah beobachten zu können. Kein Schimpanse sieht aus wie der andere, genauso wie wir Menschen hat jeder seine Einzigartigkeit, im Aussehen genauso wie im Wesen. Linda und ich saßen also alleine dort, unser Ranger unterhielt sich mit dem Trekker, Fransisca, Heriel und Sixtus, der Manager des Mbali Mbali Camps in dem wir die nächsten 2 Nächte übernachten würden, waren noch auf dem Weg nach oben.
Die Schimpansen kamen näher und wir waren unsicher, wie wir uns verhalten sollten. Oberste Devise aber war, ruhig bleiben! So blieben wir sitzen und beobachteten die Schimpansen, wie sie uns beobachteten. Völlig überraschend kam ein kleiner Neugieriger direkt auf mich zu und bevor wir reagieren konnten saß er direkt vor mir. Jetzt traute ich mich nicht mehr aufzustehen und zurückzugehen, da ich ihn nicht erschrecken wollte – was, wenn die anderen Schimpansen denken, dass ich ihn bedrohe? Also blieb ich stillsitzen und der Kleine probierte, wie meine Hose wohl schmeckt. Augenscheinlich durch den Schweiß lecker salzig, dem er machte ein paar Sekunden vorsichtig weiter, bevor er ausprobierte, ob durch vorsichtiges Knabbern nicht mehr von dem kostbaren Salz zu bekommen ist. Das leichte Zucken meines Beines ließ ihn erschrocken aufspringen und er brachte sich bei Mama in Sicherheit. Für uns der Moment, uns langsam zu erheben und unseren „Sicherheitsabstand“ wiederherzustellen. Es war für mich so bewegend, dem Kleinen so nah zu sein und ihm in die Augen zu schauen.

Wir haben lange mit Sixtus gesprochen, der seit fast 20 Jahren als Manager bei Mbali Mbali arbeitet und seitdem regelmäßig Touristen zu den Schimpansen begleitet, ob er glaubt, dass die Touristen die Affen nachteilig beeinflussen. Er ist zwar abhängig vom Tourismus, aber sehr am Wohlergehen der Schimpansen interessiert und war für mich ein wandelndes Lexikon. Er schien alles über den Park, die Forschungen von Jane Goodall und die Schimpansen zu wissen. Seinen Aussagen nach, sind in Gombe keine Krankheiten von Menschen auf Affen übertragen worden. Es wird sorgfältig darauf geachtet, dass die Affen keine Nahrung von den Menschen bekommen, es ist verboten Essen mit zum Trekking zu nehmen (ein paar Cashews und Erdnüssen wären erlaubt, da die Schipansen und Paviane diese nicht kennen und somit nicht essen würden) und im Camp darf draußen nicht gegessen werden. Das Restaurant ist vergittert und wir fühlten uns wie in einer Hühnerfarm ;-).

Sixtus hat keine Verhaltensänderung bei den Schimpansen durch die Touristen entdecken können, an Menschen gewöhnt sind die Affen von Kasekela seit Jane Goodall in Gombe eintraf. Die meisten ignorieren die Menschen und die Neugierigen, wie mein kleiner Freund, wagen sich auch mal ganz nah heran.
Ich saß wieder auf dem Boden, als die Affenbande beschloss weiterzuziehen. Fasziniert beobachtete ich, wie sich der Zug mehr oder weniger diszipliniert in Bewegung setzte und bemerkte gar nicht, dass sich wieder ein Jungtier näherte und den Saum meines Shirts inspizierte.

Ich glaube ich roch nach der anstrengenden Wanderung selbst wie ein Affe und das verleitete die Affen zu einer Überprüfung meiner Person;-)

Wie bei einem Sonntagsspaziergang mit unseren Hunden, liefen die Tiere voraus und wir folgten mit einigem Abstand. Einige Nachzügler sprangen überraschend aus dem Busch und überholten uns. Bei einem großen Baum mit reifen Früchten machte die Karawane halt und ein Affengebrüll setzte ein. Nicht so, wie bei den zuvor Streitenden, laut, aber nicht so hektisch. Übersetzung unseres Rangers Khalfan: „Freunde, kommt alle her, hier gibt’s was Leckeres!“ – Buschfunk auf Schimpansen Art. Schnell verging die Zeit und die Stunde, die man mit den faszinierenden Menschenaffen verbringen darf war vorbei. Würde man auf dem Rückweg eine andere Familie treffen, dürfte man auch bei Ihnen noch eine Stunde verbringen. Für unsere Wanderung zurück wurde erfreulicherweise eine andere Route gewählt, wir hatten uns schon gefragt, wie wir an den steilen Stellen heile runterkommen sollten. Wir mussten zwar sehr aufpassen, da es auf dem Geröll manchmal rutschig wurde, aber der Weg war kein Vergleich zu unserer Klettertour bergauf. Der riesige Tanganyika See kam in Sicht, der ca. 40 Kilometer entfernte Kongo und auch Burundi im Norden. Wunderschön auch einfach nur so zum Wandern.

Um 14:30 Uhr waren wir wieder am Ranger Headquarter und bestiegen unser Boot und schipperten in 15 Minuten zum Mbali Mbali Camp. Sieben Zelte, im Kreis angeordnet und das kleine Restaurant Haus – die vergitterte Hühnerfarm. Uns erwartete ein spätes Mittagessen – sehr lecker – und der See. Ich habe nie damit gerechnet in einem tansanischen See zu schwimmen, deshalb ist der Bikini in Kigoma geblieben. Nachdem Sixtus mir mehrfach versichert hat, dass es keine Bakterien und sonstige Gefahren gibt, habe ich kurzerhand mein Nachthemd zum Schwimmen angezogen. Der See ist wunderbar klar und angenehm erfrischend – dank einer Durchschnittstiefe von 570 Metern erhitzt er nicht so schnell. Leider machen wir keinen Urlaub und müssen regelmäßig Emails, Messenger und WhatsApp Nachrichten von unseren Kunden checken, so verbrachte ich die Zeit beim wunderschönen Sonnenuntergang auf der Treppe eines Rangerhauses und habe versucht ein bisschen produktiv zu arbeiten. Durch langsames Internet muss man seinen Enthusiasmus immer wieder zügeln und sein Tempo anpassen;-)
Jede von uns hatte ein eigenes Zelt, kein Luxus, aber alles was man braucht. Ein bequemes Bett mit Moskitonetz, ein Bad mit Dusche, Waschbecken und Toilette, zwei gemütliche Stühle auf der Terrasse.

Ein langer Tag wurde mit einem guten Essen beendet und wir sanken müde in unsere Betten.

Lala Salama – gute Nacht!