24.10.2019 Zeitreise – von Nzega nach Kigoma am Tanganjika See

Um 06:00 Uhr ging unsere Reise weiter, eine wunderbare Uhrzeit, um in Tansania zu reisen. Die Sonne geht auf und taucht das Land in dieses magische Licht. Am Straßenrand viele Kinder in ihren Uniformen auf dem Weg zur Schule, zu Fuß oder manche glückliche mit dem Fahrrad. Auch für die Erwachsenen ist das Fahrrad ein wichtiges Transportmittel, durchaus auch für größere Lasten. Boda Boda Fahrer (Motorradtaxen) warten am Straßenrand auf Kundschaft, Autos sind kaum unterwegs. Die Männer sind teilweise schon auf Ihren Feldern und nutzen die kühleren Morgenstunden zum Hacken oder Beladen ihre Ochsengespanne. Ich liebe diese Fahrten m frühen Morgen, es wirkt alles so friedlich und beschaulich.

Bis nach Tabora haben wir es gestern nicht mehr geschafft. Nachdem wir Singida verlassen haben wurde es dunkel und das Wetter, das sich tagsüber so gut gehalten hatte, schlug um und es schüttete in Strömen. Dazu waren viele LKWs unterwegs, die auf den schmalen Landstraßen teils sehr gewagte Überholmanöver starteten. Wir beschlossen nur bis Nzega zu fahren – immerhin hatten wir da bereits 540 Kilometer geschafft. Der Vorteil von Großfamilien ist, dass anscheinend überall wo man hinkommt, ein Verwandter von Fransisca lebt. In Nzega war es ein Cousin, der ein kleines Hotel betreibt. Dann google.maps (es lebe die Technik) haben wir das abgelegene Hotel und Restaurant um kurz vor 22 Uhr erreicht. Willkommen fühlten wir uns nicht, kein Licht, alles dunkel. In sehr diffusem Licht sahen wir allerdings mehrere Menschen an der Bar sitzen und auch Fransisca Cousin tauchte aus dem Dunkeln auf und entschuldigte sich für den Stromausfall, den offensichtlich das ganze Dorf erfasst hat. Mit Taschenlampen bezogen wir unsere Zimmer, die zwar sehr einfach, aber sauber waren. Mein Fenster ging leider nicht nach draußen, sondern zum Restaurant und Küchenbereich. Direkt gegenüber lag die Eingangstür, die so herrlich knarrte – wie in einem Gruselfilm. Fransisca hatte vorab schon Fisch bestellt und in kürzester Zeit bekamen wir 4 große Exemplare mit Tomatensalat, Reis und einer Art Spinat serviert. Köstlich!

Draußen wurde die Musik aufgedreht und kam durch die Gazefenster ungefiltert in mein Zimmer. Dazu der prasselnde Regen, das Klappern in der Küche und die knarrende Tür… Dank Ohrenstöpsel fiel ich gegen 00:30 Uhr in einen tiefen Schlaf und wurde erst durch meinen Wecker geweckt – 05:40 Uhr! Good morning Tansania!

Ohne Frühstück haben wir das Hotel um 06:00 Uhr wieder verlassen (ich würde es also von außen nie wiedererkennen, da ich es nicht bei Tageslicht gesehen habe). Unser erster Stop war um 08:30 Uhr in Tabora, einer etwas größeren Stadt mit teils wunderschönen grünen Alleen. Hier herrschte bereits geschäftige Betriebsamkeit – Bajajis (die kleinen 3rädrigen Piaggios), Boda Bodas, Busse, Fahrräder und Autos, sowie viele Fußgänger waren auf dem Weg zum Markt oder zur Arbeit. Unser Frühstück bestand aus Samosas, Chapati, Kitumbua und Mandazis – übersetzt gefüllte Teigtaschen, Fladenbrot, frittierter Reiskuchen und ein süßliches Weißbrot in Muffin Größe. Dazu Tee und der lösliche Africaffe (wann werden sie endlich guten Kaffee kochen in diesem Land, wo hervorragende Kaffeebohnen geerntet werden???). Für 4 Personen zahlten wir ganze 3 Dollar!!!

Ab 09:00 Uhr wurde es ganz schön warm und von den heftigen Regenfällen der Nacht war nichts mehr zu sehen, die Sonne strahlt von einem leicht bewölkten Himmel.

10:07 Uhr – nur noch 324 Kilometer!
11:05 Uhr – nur noch 300 Kilometer;-) 18 Kilometer Baustelle, wir sind jetzt gut durchgeschüttelt und haben hier auch die Folgen der Regenfälle der letzten Tage sehen können. Ein sehr schlammiges Offroad Adventure.

Am Straßenrand wartete wieder ein Cousin von Fransisca, den sie telefonisch über unsere „Durchfahrt“ informiert hatte. Ein kurzes Hallo und Familienfoto, dann ging es weiter. Abgesehen von einer Baustelle, die uns für weitere 25 – 30 Kilometer auf eine sandige Buckelst führte kamen wir schnell voran. Hatte doch der gut vernetzte Cousin mit der zuständigen Polizei eine „schnelle Durchfahrterlaubnis“ nach Kigoma erwirkt 😉

13:00 Uhr – noch 180 Kilometer. Die ersten wilden Tiere die wir gesehen haben waren Paviane, die die Straße überquert haben.

14:10 Uhr Uvinza – noch 105 km. Langsam lösen sich die ersten Verspannungen im Rücken/Nacken Bereich durch das „hopsende“ Auto. Die Teerstraße war für eine lange Strecke einer Piste gewichen, die aber recht flott befahrbar war. In Uvinza erreichten wir wieder eine offensichtlich recht neue Teerstraße. Hier ist auch egal, dass es zu regnen begonnen hat.

16:15 Uhr – wir sind da!!! Und haben kurz vor dem Hotel den ersten weißen Menschen gesehen, seitdem wir aus Arusha losgefahren sind. Das nenne ich mal „off the beaten track!“

Das Hotel hat eine wunderschöne Lage, etwas erhöht über dem Tanganyika See, dem größten See im afrikanischen Grabenbruch, dem 2.größten Afrikas und mit bis zu 1470 Metern der 2.tiefste See der Welt.

Um den Garten liegen die Bungalows mit insgesamt 24 Zimmern, die alle über eine Terrasse und Blick über den See verfügen. Auch wenn die Aussicht ganz hübsch ist, würde ich nicht hierherfahren, außer man nutzt es als Zwischenstop nach Gombe, zu den Schimpansen. Ich bin sehr gespannt, was uns morgen dort erwarten wird, wo Jane Goodall – diese wunderbare Frau, die sich trotz ihres hohen Alters immer noch für die Erhaltung der Natur einsetzt (eine frühe Greta Thunberg sozusagen) – mit Ihren Forschungen an den Schimpansen begann.

Morgen um 8 Uhr wird uns das Boot abholen und nachmittags geht es zur ersten Trekkingtour – hoffentlich ohne Regen.