Durch das Rift Valley zum Hells Gate

wie gesagt, Abfahrt um 06:00 Uhr – ich hoffe Ihr versteht jetzt, dass ich mit dem Schreiben nicht nachkam!

Von Nairobi bis zum Hells Gate Nationalpark sind es nur 80 km, dank des Verkehrs und der Straßenverhältnisse dauert so eine Strecke aber gut 2 Stunden. So eine Überlandfahrt ist nichts für schwache Nerven. Wir mussten über die „Hauptstraße“ nach Uganda, die scheinbar zu 80 % von Lastwagen genutzt wird. Die Straße ist einspurig pro Richtung, die Ränder sind sehr ausgefranst und fallen auch gerne mal 20 cm ab, sodass Ausweichmanöver schwierig sind. Lastwagen überholen ohne Rücksicht auf Verluste und ich wundere mich immer wieder, dass die Kühe, Esel, Ziegen und Schafe am Wegesrand alle gut beieinander sind.

Schnell kamen wir aus Nairobi hinaus und der Weg führte uns durch sattgrüne Teeplantagen, nach unseren Tagen in der ausgetrockneten Steppe eine Wohltat für die Augen. Die Straße ging stetig bergauf zum Rand des Rift Valleys – dem großen afrikanischen Grabenbruch. Durch das Auseinanderdriften der Erdplatten ist das Land auseinandergebrochen und hat zwischen den Vulkanbergen ein Tal von mittlerweile 50 km breite geschaffen. Eine fantastische Landschaft.

Unser Ziel, der Hells Gate Park, liegt in diesem Tal und ist der einzige Nationalpark, wo man mit dem Fahrrad, dem eigenen Pferd oder zu Fuß (unsere Variante) an den Tieren vorbei durch eine großartige Landschaft wandeln kann. Der Name entstand durch eine tragische Begebenheit vor tausenden von Jahren – Der Vulkanausbruch des Mount Longonot vernichtete die Massai Ansiedlungen im heutigen Nationalpark und die Überlieferungen sagen, dass niemand überlebte und keine Überreste der Menschen in Lava und Asche gefunden wurden.

Im Park findet man hohe Felswände mit beeindruckenden Steinformationen, davor Zebras, Gazellen, Walzenschweine, Paviane und Giraffen. Die Schlucht im Hells Gate wurde vom Wasser in tausenden von Jahren in den Fels gegraben und bietet eine wirklich faszinierende Wandertour. Aus den Felsen kommt Wasser aus heißen Quellen, an denen man sich fast verbrennt. Ich war froh, dass wir so früh losgefahren sind, denn die Sonne brannte auf dem Rückweg gnadenlos auf uns herab.

Gegen mittag bezogen wir Quartier im Naivasha Sopa Resort, wunderschön am Lake Naivasha gelegen. Das Resort besteht aus einem runden Haupthaus und mehreren kleinen Cottages, die sich im Halbrund um eine große Wiese aneinander reihen. Die Wiese wird von Wasserböcken, verschiedenen Affenarten, Büffeln und Nilpferden bevölkert, die nachts zum Grasen ans Ufer kommen. Aus Sicherheitsgründen darf man sich deshalb nach Anbruch der Dunkelheit nicht mehr unbegleitet über das Gelände begeben. Das Wetter wurde etwas gewittrig und wir machten statt Faulenzen am Pool einen Ausflug nach Naivasha, dem kleinen Provinzstädtchen. In einem afrikanischen Kaufhaus erstanden wir für Basti einen Zirkelkasten, Malsachen und eine mit Ziegenleder bezogene Trommel – Heinz unser Gitarrenlehrer wird sich über den neuen Begleitsound sicherlich freuen!

Wir bestaunten, dass Milch und Eier in kleinen Frühstücksbeuteln verkauft werden – wie kriegen die das bei den Straßenverhältnissen heil nach Hause? Kitschige Sofas, viel stinkendes Plastik aus Chinaproduktion, künstliche Haarteile in allen Varianten, Singer Nähmaschinen, wie vor 100 Jahren mit Fußantrieb, frisches Popcorn für 10 Cent, aber auch Nivea und Ariel – es gab nichts was es nicht gibt. Nach unserem ausgiebigem Shopping folgte dann die Erkundungstour durch „Downtown“. Autos, Mopeds, Lastwagen und Busse kreuz und quer. Dazu Matsch, der einen kleinen Ausblick auf die Verhältnisse in der Regenzeit lieferte, Menschenmassen, kleine Geschäfte, Metzger (schon weitaus schlimmere gesehen), Obst- und Gemüsestände, Kinder in Schuluniformen, schicke Businessfrauen und mittendrin mein kleiner Basti, an meine Hand geklammert, immer wieder angestarrt werdend, so schöne blonde Haare hat hier halt sonst niemand.

Abends saßen wir zum Aperitif am großen Kamin in der Hotelbar und genossen anschließend das herrliche Buffet. Die kenianische Küche bietet viel Salat und Gemüse, Linsen, Bohnen, Spinat und verschieden Kohlsorten stehen hoch im Kurs, dazu Reis und Kartoffeln, sowie Fisch, Huhn, Lamm und Rindfleisch. Toller Nachtisch – mein Favorit Ananas Crumble, zuviel Auswahl, zuviel gegessen, ab in´s Bett!