23./24.09.2021 Bei den Maasai auf der Osiligilai Lodge

Auf zu den Maasai

Das Wetter war trübe, leichter Sprühregen und vom Kilimanjaro war nichts zu sehen. Nach dem Frühstück wurden wir von unserem Guide Imma mit dem Jeep abgeholt und fuhren erst in Richtung Moshi und bogen dann in Boma Ngomba nach Norden ab. Der Großteil der Strecke war auf geteerten Straßen, nur die letzten 12 Kilometer gingen über die typischen Holperpisten. Nach einer guten Stunde waren wir in einer anderen Welt.

Maasaigesänge und Tänze erwarteten uns schon auf dem Parkplatz der Osiligilai Maasai Lodge. Meine Kollegin Gaby und ihr Mann Michael hielten das ganze Spektakel auf ihren Kameras fest – wir fühlten uns wie Promis bei der Ankunft am roten Teppich 😉

Als Begrüßungsgetränk gibt es – ganz nach Maasaiart – frisches Blut, oder war es doch was Anderes? 😉

Die Osiligilai Lodge – Authentisch und komfortabel

Die Osiligilai Lodge besteht aus 18 „Zimmern“, die über das große Grundstück am Hang verteilt sind. Den Maasai Lehmhütten nachgebaut, bieten sie aber allen Komfort einer gut ausgestatteten Lodge. Das riesige Bett ist mit Blick auf den Kilimanjaro ausgerichtet, an der Decke hängen Dutzende von Traumfängern nach Maasaiart. Im Gegensatz zu den echten Maasai Hütten, gibt es selbstverständlich fließendes warmes Wasser, eine Dusche und eine Toilette.

Die Familienhütten (immer 2 nebeneinander) haben hinter dem massiven Bettrücken 2 – 3 weitere Betten. Von jeder Hütte, dem Restaurant und dem darüber liegenden Poolbereich hat man (theoretisch) Blick auf den Kilimanjaro.
Obwohl das Wetter sich gebessert hatte, war vom mächtigen Kilimanjaro nichts zu sehen.

Wandern mit dem Maasaiguide

Der starke Wind hatte die Wolken ein bisschen vertrieben und die Sonne kam raus und wärmte uns. Auf ca. 1.600 Höhenmetern ist es ohne Sonne im Wind ganz schön frisch. Nach dem Mittagessen sind Benji und ich mit Kimaki, unserem Maasaiguide auf eine zweistündige Wanderung gegangen. Eigentlich sollten uns einige Kräuter gezeigt und erklärt werden, aber die lange Trockenzeit hat nicht viel zum Zeigen übriggelassen.

Die „pfeifende Akazie“ bildet kleine kürbisförmige Früchte in die Ameisen einziehen. Egal an welche der vielen getrockneten „Kugeln“ wir anklopften – aus jeder kamen die kleinen Krabbeltiere heraus. Von den Blättern, in welche die Maasai zum Lagern ihr Fleisch einwickeln war nichts mehr zu sehen. Trotzdem war der Spaziergang schön und ich merkte, wie der ganze Stress der letzten Wochen von mir abfiel. Die Weite der Landschaft und die karge Vegetation machen mir den Kopf frei und die Eindrücke der fremden Kultur tun ihr Übriges.

Bildungsprojekt für Mädchen

Nach der Wanderung wollten William und Josephine – die Manager der Lodge – uns unbedingt ihr Mädchenprojekt zeigen – eine Unterkunft für pubertierende Mädchen, die hier die Möglichkeit bekommen zur Schule zu gehen. Fern von zu Hause können sie so auch einer frühen Zwangsheirat und Schwangerschaft entgehen. Sehr glaubwürdig haben sie uns, gemeinsam mit den Dorfälteren erklärt, dass sich ihre Gemeinschaft gegen frühe Heirat, gegen Beschneidung der Mädchen und für Bildung einsetzen.

Die Mädchen und die Vorschulkinder des Dorfes haben enthusiastisch und laut für uns gesungen, das Projekt wurde uns ans Herz gelegt und die Dorfälteren haben die Kinder und uns Besucher mit einer Segnungszeremonie gewürdigt. Das Bespritzen mit Milch und Kräutern versetztem Wasser löste vor Allem bei den Kindern große Erheiterung aus.

Speerwerfen, Sonnenuntergänge und Lagerfeuer – eine andere Welt

Die Besichtigung der Maasai Boma (die Unterkünfte des Dorfes) blieb uns aufgrund unserer weiteren „Pflichttermine“ erspart. Ich mag es nicht so gerne in die Privatsphäre der Menschen einzudringen. Zurück in der Lodge ging es zum Speerwerfen, bei dem die stolzen Krieger fast mehr Spaß hatten als die Gäste, bevor wir auf einem Hügel den Sonnenuntergang über dem Mount Meru erwarteten. Wenigstens zeigte sich dieser, immerhin stolze 4566 Meter hohe Berg, während sein großer Bruder Kilimanjaro weiterhin in Wolken verhüllt war. Der Sonnenuntergang wurde untermalt von den Gesängen und Tänzen der Maasai. Was für eine tolle Kulisse – Deutschland ist bereits 24 Stunden nach Ankunft nicht nur von der Distanz, sondern auch gedanklich gaaanz weit entfernt.

Zeit für das Lagerfeuer und den Geschichtenerzähler. Eines der Highlights der Lodge ist Clemens, ein alter Maasai der vor ca. 75 Jahren im Ngorongoro Krater geboren wurde und – nach seinen Erzählungen – den Absturz von Michael Grzimek im Jahr 1959 miterlebt hat. Am Feuer erzählte dieser weise Mann abends über die Herkunft und das Leben der Maasai, während die (den Gästen zu Ehren) frisch geschlachtete Ziege aufgespießt am Feuer brutzelte. Bei den modernen Maasai gibt es auch ein kaltes Safari Bier dazu;-). Direkt vom Spieß wurden kleine Stückchen abgeschnitten und wir snackten statt Chips wie zu Hause krosse Ziege vom Lagerfeuer. Nach der Vorspeise bekamen wir im Restaurant noch Reis mit Rind und Gemüse und gingen nach einem langen Tag durch den immer noch nicht schlafenden Wind in unsere Lehmhütte – das dem Lehm auch reichlich Kuhdung beigemischt ist, riecht man übrigens nicht;-).

Müde und glücklich lagen Benji und ich in dem großen Bett und schauten zwar nicht auf den Kilimanjaro, aber immerhin auf den Vollmond. Wir hatten die Holztüren offengelassen und nur das Mückennetz runtergelassen. So gut habe ich geschlafen, dass ich am nächsten Morgen nicht wie verabredet beim Frühstück erschienen bin. Lala salama – gute Nacht Tansania!

 

24.09.2021

Etwas später als geplant sind Gaby und ich dann am Morgen mit Kimaki die 3 Kilometer zur Schule gelaufen, ein weiteres Projekt, das vom Dorf und der Lodge unterstützt wird. In 2 der 4 Klassenräume begrüßten uns jeweils 40 – 50 Kinder und präsentierten uns, was sie seit Gründung der Schule im Januar schon gelernt hatten. Für die Gesänge hätten wir fast Ohrenstöpsel gebraucht, denn die Kleinen trainierten schon ihre Stimmen, um den stolzen Kriegern stimmlich nahe zu kommen;-). Kostenlos können die Kinder die Schule besuchen, bekommen die Schulkleidung und 2 Mahlzeiten (wenn es denn Wasser zum Kochen gibt), bis sie nachmittags gegen 16 Uhr wieder nach Hause gehen. Auch hier fehlen Gelder für weitere Lehrer, einen Wassertank, Unterhaltung des Gebäudes und, und, und. In Covidzeiten ist mit einer Lodge halt auch kein Geld zu verdienen. Nach unserer Rückkehr waren wir ein bisschen am Pool und haben Emails gecheckt und Fotos verschickt. Durch den wirklich starken Wind war aber niemandem zum Baden zumute, in dem wunderschönen, aber kalten Pool mit Aussicht.

Gamedrive – Tansanias reiche Tierwelt

Unsere Männer waren den Tag über chillig unterwegs und nachmittags sind Gaby und ich wieder allein los: Gamedrive im umliegenden Gelände. Nicht mit der Serengeti zu vergleichen, aber wenn der Kilimanjaro endlich die Wolkendecke gelüftet hätte, wäre uns das Klassikerfoto „Giraffe vor schneebedecktem Gipfel“ gelungen. Wir sahen viel Staub und vertrocknete Pflanzen, aber auch Zebras, Gnus, Thomson Gazellen, einen Schakal, ein Warzenschwein und viele, viele Vögel.

Abschiedszeremonie und Geschenke

Nach der Rückkehr war die Zeit zum Packen schon wieder gekommen. Um 18 Uhr wollten wir die Lodge in Richtung Kilimanjaro Flughafen verlassen, wo wir noch Kunden erwarteten.

Niemand hatte mit einer langen Abschiedszeremonie gerechnet. Nach einem Fototermin mussten wir uns ins Restaurant setzen, wo William eine kurze Rede über Gast- und Freundschaft hielt, die Maasai kamen in „Festtracht“ zum Singen und Tanzen. Es wurde uns gedankt, dass wir ihre Gäste waren, für die Freundschaft und für die Unterstützung durch die Kunden, die wir buchen. Einer nach dem Anderen musste aufstehen, ich bekam als besondere Ehre eine wunderschöne, sicherlich 80 Zentimeter lange Halskette und eine Shouka – die typische Maasaidecke, die als Kleidung getragen wird. Auch Benji bekam eine Shouka, Gaby einen Kopfschmuck und Micha durfte sich im Shop ein Geschenk aussuchen.

Danach folgte wieder eine Segnung, jeder bekam noch einen perlenverzierten Stern und dann war dieser feierliche und berührende Teil vorbei. Nachdem wir unsere Rechnungen beglichen hatten und zum Auto gelaufen sind – wo natürlich nochmal gesungen und getanzt wurde – war es fast 19 Uhr. Ach ja – ein weiteres Abschiedsgeschenk habe ich fast vergessen: Ab 17 Uhr zeigte sich Uhuru Peak, die (noch) schneebedeckte Spitze des Kilimanjaros. Wie schön! (Es gib ihn wirklich).

Unser geplantes Abendessen musste leider ausfallen, wir wollten ja pünktlich am Flughafen sein. Das dortige kleine Restaurant war leider geschlossen und wir mussten auf die letzten 4 labberigen Samosas und 2 Tüten Chips ausweichen.

Unsere Kunden waren leider nicht so schnell bei der Einreiseprozedur wie wir 2 Tage zuvor, aber nach einiger Zeit kamen sie – glücklich uns zu sehen – aus dem Flughafengebäude.

Weitere 90 Minuten später kamen wir bei Fransisca in unserem Haradali´s Guesthouse an. Nach gut einem Jahr war die Wiedersehensfreude groß! Nach einem langen Tag fielen wir müde in unsere Betten. Lala salama – gute Nacht!