Urlaub auf dem Bauernhof

6:00 Uhr klingelte der Wecker, um 07:00 Uhr wurde ich von Heriel, unserem Safariguide von Februar abgeholt. Es hat doch noch geklappt mit dem Reiten, allerdings 80 km entfernt. Katzensprung würde man denken, aber die Hauptstraße zwischen Arusha und Dar es Salam ist ja zu großen Teilen eine Baustelle. Man muss sich das in etwa so vorstellen, dass die A 9 von Berlin nach München eine Buckelpiste ist, einspurig in jeder Richtung, die sich LKW, Busse, Matatus (Kleinbusse, die alle Nase lang anhalten), PKWs, Moped- und Fahrradfahrer, Esel- und Handkarren teilen. Dazwischen Tiere und Menschen, die die Straßenseite wechseln wollen. Dieses ganze Chaos versinkt dann noch im Staubnebel. Also 2 Stunden für 80 km, aber egal, wir kämpften uns durch. Je mehr Kilometer wir zurücklegten, umso besser wurde die Straße und floss somit der Verkehr. Kurz hinter dem Flughafen Kilimanjaro zeigte auch der gleichnamige Berg seine schneebedeckte Spitze, verschwand aber dann den Rest des Tages leider in Wolken. Das Foto mit Afrikas höchstem Berg zwischen den Pferdeohren blieb mir also leider verwehrt.

Die Makoa Farm steht unter deutscher Leitung und verbindet eine stationäre und mobile Tierarztpraxis, eine „Pension“ für verletzte Wildtiere und erholungsuchende Menschen und einen Reiterhof. Es werden Reitausflüge auf dem Farmgelände angeboten und mehrtägige „Glamping“ Reitsafaris. Hierbei entdeckt man die Wildnis rund um den Kilimanjaro oder im Arusha Nationalpark vom Pferderücken aus und nähert sich den wilden Tieren bis auf wenige Meter. Übernachtet wird in bequemen Zelten mit richtigen Betten und angeschlossener Dusche und WC. Während die Reiter tagsüber die Natur erkunden, zieht das Zeltcamp, inklusive Küche und Betten zum nächsten Etappenziel um. Selbstverständlich wird frisch gekocht und die Reiter nach den anstrengen Ritten kulinarisch verwöhnt. Ein sicherlich überwältigendes  und unvergessliches, aber leider sehr, sehr teures Erlebnis.

Für mich stand heute ein 2 1/2 Stunden Ritt auf dem Farmgelände auf dem Programm. Tonino, mein Träger für heute, war gut ausgebildet, sehr trittsicher und entspannt. Es war traumhaft durch die schöne Landschaft zu reiten, hier mal ne Affenbande, da mal eine Gruppe mit Perlhühnern, vorbei an einer Kaffeeplantage (die vom derzeitigen Pächter allerdings sträflich vernachlässigt wird, es sah aus, als werden die Sträucher samt Bohnen gleich vor Ort geröstet), Jacaranda- und Mangobäumen. Ab und an mal ein leichter Trab oder Galopp – wäre jetzt noch der Kilimanjaro in seiner ganzen Pracht zu sehen gewesen… Ha, nächstes mal, ich muss noch mal wiederkommen!

Wir hatten Trinkwasser für uns dabei, aber nicht für die Pferde. Also ging es durch den Wald runter zum Fluß wo dann das Schicksal seinen Lauf nahm: Mein Tonino wollte nicht nur trinken, sondern trat auch kräftig mit dem Vorderhuf ins Wasser, was ihm und mir bis zu den Knien eine schöne Abkühlung verschaffte. Ich machte von oben ein Foto von ihm, wie er so rumplanschte und Conny, Volontärin auf dem Hof und meine sehr nette Reitbegleitung (neben den zwei Angestellten vom Hof), bot sich an ein Foto von mir mit meiner kleinen Kompaktkamera zu machen. Sie sagte dann den verhängnisvollen Satz: „Die darf mir jetzt nur nicht ins Wasser fallen“. Getreu nach Murphy´s Law, fing dann auch ihr Pferd an zu plantschen, ich sagte sie müsse aufpassen, dass er nicht in die Zügel tritt und sich verletzt und zack, ging meine Kamera unter. Einer unseren männlichen Begleiter sprang sofort ins Wasser um zu suchen, die Pferde plantschten und die Kamera war nicht mehr sichtbar. Wir schafften es, unsere Wasserratten aus der Gefahrenzone zu bringen, unser 2. Begleiter zog seine Schuhe aus und krempelte die Hosen hoch und fischte auch im Trüben, aber erfolgreich! Nur, ob sie noch zu Gebrauchen ist und die Fotos  auf der SD Karte lesbar sind, weiß ich noch nicht. Derzeit ist sie auseinandergebaut und trocknet . Immerhin hatte Conny auch noch ein paar Fotos gemacht und ist gut versichert! Auf dem Hof wartete ja auch noch meine große Canon auf mich…

Die ersten Fotos wurden aber wieder von Conny gemacht, da wir direkt nach dem Absteigen mit kühlem Hibiscusblütensaft empfangen wurden. Wie herrlich der an einem heißen Mittag schmeckt wußte auch die grüne Meerkatze, die auf dem Hof aufgezogen wurde. Rauf auf unsere Schultern und Kopf in unseren Becher, geteilter Saft ist halber Saft!

Ein köstlicher Lunch auf der Terrasse, mit Blick auf den Kilimanjaro (wenn er denn endlich zu sehen gewesen wäre). Es gab Fischsuppe, Quiche, Kartoffelgratin, Salat und selbstgebackenes Brot, als Nachtisch Pfannkuchen gefüllt mit Schokolade und Vanilleeis – bin ich wirklich in Afrika?

Zu unserer Verteidigung kamen die Hunde mit auf die Terrasse, um die kleinen Affendiebe zu verscheuchen, nochmal teilen wollten wir nicht. Claudia (managt Hof und Tierarztpraxis, wenn die Inhaber verreist sind), erzählte uns viel über den Hof, die Safaris und Ihre Organisation, die sich für Tierschutz, Naturschutz und die Förderung von Kindern aus der Umgebung einsetzt. Tolles Projekt, ich werde weiter darüber berichten.

Anschließend konnte ich die Gästezimmer besichtigen, kleine Cottages mit zwei und eines mit vier Betten, eingerichtet im afrikanischen Stil und teils schönen Wandzeichnungen einer früheren Volontärin. Insgesamt gibt es 12 Betten (kann zur Not für eine größere Gruppe aufgestockt werden) , sodass eine familiäre Atmosphäre gewährleistet werden kann. Ein Highlight auf der Farm sind auch die Wildtiere, die hier ein teils befristetes zuhause gefunden haben und teilweise sehr zutraulich sind. Man kann hier mit Affen auf der Schulter spazieren gehen und sich fühlen wir Pipi Langstrumpf mit ihrem Herrn Karlsson. Oder wer hat schonmal eine Manguste, ein Dikdik oder ein Warzenschwein gestreichelt, oder einem Pavian die Füße gekitzelt – alles ist möglich. Das Natur auch grausam ist zeigen die Futtertiere (Mäuse und Kaninchen), die hier für die Adler, die Eule und den armen dreibeinigen Serval (eine mittelgroße Wildkatze) gezüchtet werden. Immerhin haben sie bis zu ihrer Zweckerfüllung ein angenehmes Leben auf dem Hof.

Abends zu Hause angekommen, machte sich die ungewohnte körperliche Betätigung schon etwas bemerkbar (leichter John Wayne Gang) und ich hoffe, dass der Trekkingsattel, mit Schafspelz gepolstert, meine Sitzfläche etwas geschont hat. Nicht dass morgen eine Turkish Airlines Maschine nicht starten kann, weil ein Passagier sich weigert sich zu setzen!