11.11.2019 Bagamoyo und Überlandfahrt zum Mkomazi Nationalpark

Am Morgen sollte Bagamoyo erkundet werden. Ich dachte eigentlich an einen Stadtrundgang zu den ehemals deutschen Gebäuden aus der Kolonialzeit. Wir liefen in die Stadt und fragten an einem Kiosk, wo wir Wasser kauften, nach einem Guide. Dort wurde uns empfohlen nach Kaole zu fahren, um uns die Ruinen einer persischen Siedlung aus dem 13. Jahrhundert anzuschauen. Fransisca verhandelte mit einem Bajaj Fahrer und für 15.000 Tansanische Schillinge bekamen wir Hin- und Rückfahrt zu dem 5 km entfernten Museum. Bajaj heißen in Tansania die 3rädrigen Gefährte mit Vespa Motor und ich saß auf der Hinfahrt als Sandwich zwischen Fransisca und Heriel eingeklemmt. Als ich vor der Rückfahrt meinte, nicht wieder in der Mitte zu sitzen, ging Heriel nach vorne zum Fahrer. Aber es würde mit steigender Sonne ja nicht angenehmer, eingeklemmt über die Hoppelpiste zu fahren;-)

In Kaole hatten sich die Perser im 13. Jahrhundert niedergelassen, um Tauschhandel zwischen Afrika und Asien zu betreiben. Die Grundmauern der Moschee, eines Wohnhauses einer höher gestellten Person und mehrere Gräber wurden hier gefunden und ausgegraben. An der Moschee gibt es einen Wasserbrunnen der angeblich nie austrocknet und trotz der Nähe des Meeres nicht salzig ist. Wenn man in diesem Wasser badet oder sich wäscht, würden die nächsten Vorhaben gut gelingen. Wir nutzten also die Möglichkeit, eine ausgiebige Projekt- und Wunschliste mit dem kühlen Wasser abzuarbeiten und uns gleichzeitig zu erfrischen.

Das Grab eines jungen Mädchens, das im Alter von 14 Jahren verstorben sei, gilt ebenfalls als Wunscherfüller, sodass wir auch dort kurz im Schatten verharrten, bevor wir um den über 500 Jahre alten riesigen Baobab Baum gelaufen sind. Im Uhrzeigersinn natürlich, wir wollten ja unser Leben verlängern, entgegen würde man es verkürzen. Das Ganze passte gut zu unserem Gespräch am Vorabend, als es um Hexen, Dämonen und Geister ging. Da stellte ich wieder einmal fest, wie unterschiedlich wir doch immer noch ticken – sehr spannende Unterhaltung!

Die ganzen Gebäude und Grabstätten in Kaole sind aus Korallenstein und einem „Klebstoff“, der ebenfalls aus pulverisierten Korallen gewonnen wird. In dem kleinen Museumshaus gibt es noch Fundstücke, die den Handel mit Asien, z.B. China belegen. Dort wo früher die Schiffe beladen wurden, ist heute ein Mangrovenwald, man vermutet, dass die Ausbreitung der Mangroven eine Verlagerung des Hafens nach Bagamoyo verursachte.

Zurück in Bagamoyo ging es in die alte Karawanserei, wo es eine kleine Ausstellung über den Sklavenhandel Ostafrikas gibt. Eintritt für Ausländer, wie auch schon in Kaole TSH 20.000, ca. 8 €.

Ob mehr Touristen kommen würden, wenn es günstiger wäre? Da ich mich in einem Buch registrieren musste, konnte ich sehen, dass gestern ein ausländischer Besucher da war und ich am heutigen Tag die Erste war.

Wir bekamen einen Vortrag über den Sklaven- und Elfenbeinhandel in Ostafrika, deren Zentren in Bagamoyo, Pangani und Kilwa waren. Von dort wurden die Sklaven, die einen hohen Preis versprachen zum Sklavenmarkt nach Sansibar gebracht, die anderen blieben zum Arbeitseinsatz auf dem Festland. Was für ein grausames Geschäft, das offiziell erst 1922 beendet wurde. Zur deutschen Besatzungszeit gab es für die Sklaven immerhin die Möglichkeit sich frei zu kaufen, wenn man denn Verwandte hatte, die einem den Freibrief bezahlten oder einen Missionar fand, der die Summe übernahm. Uns völlig unbekannt war die Tatsache, dass die Sklaverei die Menschen an der Küste bis heute prägt, so werden zum Beispiel Hochzeiten zwischen einer Familie, die von Sklaven abstammt und einer „normalen“ Familie nicht toleriert. Wer Landwirtschaft betreibt, wird als Sklave bezeichnet, schließlich wurde man als Sklave auf die Felder der Herren geschickt. Ich habe mich schon oft gewundert, warum die Menschen in diesem sehr fruchtbaren Teil Tansanias nicht Obst und Gemüse zur Selbstversorgung anbauen – man will nicht an die Zeit der Sklaverei erinnert werden. So bleiben ganze Generationen wohl arm und frönen zu einem größeren Teil dem Müßiggang. Laut meiner Freunde aus dem Norden, sind die Menschen von der Swahili Küste größtenteils schlichtweg faul. Ein ebenfalls spannendes Thema, was ich gerne mal etwas ausgiebiger eruieren würde.

Als wir gerade die Karawanserei verlassen wollten, ich hatte ja eigentlich noch die „Altstadt“ auf meinem Plan, gab es einen sehr heftigen Wolkenbruch und wir waren froh, das Heriel zwischenzeitlich den Jeep geholt hatte. Da wir noch eine lange Fahrtstrecke vor uns hatten, beschlossen wir aufzubrechen, es war ja auch schon 11:00 Uhr. Es blieb trocken und wir kamen für tansanische Verhältnisse flott voran. Eine halbe Stunde Mittagspause gönnten wir uns und kamen um 18:30 Uhr in der Ortschaft Same im Elephant Motel an. Die tropische Hitze Bagamoyos war verschwunden, es schien auch kurz vorher geregnet zu haben und es hatte angenehme Temperaturen. Das Essen im Elephant ist gut und günstig (Hauptgericht zwischen 10.000 und 20.000 Schilling). Die Zimmer sind nicht gerade neu, aber sauber und für den Preis völlig in Ordnung. Da wir am nächsten Morgen um 06:30 losfahren wollten, ging es (wie fast immer) früh ins Bett.

Lala Salama

 

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