2 Tage Messe liegen jetzt hinter mir und ich habe viele neue Kontakte gewonnen und alte gepflegt. Ich bin immer wieder erstaunt, wie viele Menschen aus dem lokalen Tourismus Fransisca kennt. Es war nicht möglich, einmal gezielt über das Messegelände zu laufen, um einen bestimmten Stand zu erreichen. Überall wurde gestoppt, sich begrüßt, umarmt und kurz oder auch länger die neuesten Informationen über das Geschäft, die Kinder, die Gesundheit und Sonstiges auszutauschen. Immer, wenn ich mal denke, das klappt jetzt nicht mit der Reservierung, da die Lodges voll sind, sagt Fransisca: „Hakuna Matata! Mach Dir keine Sorgen, das klappt schon!“ Jetzt glaube ich das auch – sie scheint wirklich jeden zu kennen, ihr Netzwerk ist beeindruckend und für mich beruhigend das zu wissen.
Viele tolle Lodges habe ich, zumindest auf dem Papier, aus Erzählungen und Videos kennengelernt. Viele wunderbare Inhaber, Betreiber und Manager kennengelernt, die wirklich für Ihr Produkt brennen und auch im sozialen Bereich unglaublich engagiert sind.
Viele neue Reiseideen tun sich auf, denn dieses wunderbare Land hat mehr zu bieten als nur Tiere.
Samstag Nachmittag hatten wir dann noch ein Meeting mit unseren Guides. Wir berichteten über die Firma, wie wir arbeiten und was wir von unseren Guides erwarten. Auch die Guides berichteten aus ihrer Perspektive und äußerten auch, was sie von uns erwarten. Es herrschte Einigkeit, dass wir nur gemeinsam erfolgreich sein und wachsen können. Die Guides brauchen unsere Kundenakquise und wir brauchen Guides, die unsere gemeinsamen Kunden professionell, fachkundig und sicher durchs Land bringen. Sie äußerten den Wunsch nach Erste Hilfe Kursen und zusätzlichem Guidingtraining und wir suchen jetzt nach Möglichkeiten. Ich mag dieses Arbeiten auf Augenhöhe und es freut mich die „Jungs“ im teil zu haben.
Das Familienleben wird immer bunter – Fransiscas Schwester Giesela aus Iringa kam mit ihrem kleinen Sohn auch noch ins Haus, so dass wir jetzt 3 Jungs im Alter zwischen 10 Monaten und knapp 3 Jahren hier hatten. Oma und Opa sind auch noch da und Flora das Waisenkind ihrer Schwägerin, das von der Familie adoptiert wurde und nun die Chance hat weiter zur Schule zu gehen. An konzentriertes Arbeiten ist hier kaum zu denken, aber dank Oropax gelingt es mir mich auf meine Aufgaben zu fokussieren.
Wir waren Freitag und Samstag so emsig auf der Messe unterwegs, dass wir uns am Sonntag frei genommen haben. Meine geplante Arbeit musste ich auf die Abendstunden verlegen, da meine Tagesplanung nicht ganz aufging. Aus einem kurzen Ausflug nach Arusha, um Stoffe zu kaufen – ich wollte Bademäntel für unsere Freunde, die nächsten Samstag heiraten, nähen lassen – einer Hotelbesichtigung und einem schnellen Besuch wurde ein Tagesprogramm. Erst wurde Giesela auf der Messe vorbei gebracht, dann die Schwiegereltern nach Hause. Dann mussten wir auf den Markt, um für die Beiden einzukaufen. Die Verantwortung für die Eltern speziell, aber auch für alle anderen Familienmitglieder wird in „meiner“ Familie sehr groß geschrieben. Der Einkauf zog sich hin, da die Kommunikation nicht rund lief. Normalerweise wird die Einkaufsliste vorab per SMS an die Markthändlerin des Vertrauens geschickt und alles ist schon zusammengepackt. Als wir ankamen, war die SMS leider noch nicht gelesen und ich konnte den Einkaufsprozess verfolgen: Was am Stand nicht verfügbar war, wurde irgendwo in der alten „Markthalle“ einem überdachten, windschiefen Gebäude, dass mit allen möglichen Plastikfolien abgedichtet ist, besorgt. Der Laufbursche flitzte mal hier und mal dort hin, während die Marktfrauen und Fransisca gemütlich quatschten. Zwischendurch wird einem von den fliegenden Händlern alles Mögliche angeboten, ein Bund Koriander, eine Einkaufstasche (es gilt ja seit Anfang des Monats das Plastiktütenverbot) oder eine Portion geschälter Knoblauch – komischerweise in kleinen Plastikbeuteln;-).
Der gesamte Einkauf wird dann vom Laufburschen zum Auto getragen und ich dachte, jetzt geht es endlich weiter,. Da fiel auf, dass wir ja als Gastgeschenk für den Besuch bei unserem Guide Heriel auch Lebensmittel mitnehmen wollten. Also nochmal los und das Prozedere nochmal. Zurück am Auto, kam eine alte Frau mit einer Kiste Blumen auf dem Kopf. Sie waren aus ihrem Garten und da sie Geld brauchte, beschloss sie diese zu verkaufen. Said mit seinem großen Herz, kaufte ihr gleich die ganze Kiste ab. Als Dank dafür durften wir auch ein Foto mit ihr machen. Ansonsten vermeide ich, Personen zu fotografieren, aber ein bisschen Marktflair musste ich dann doch einfangen. Dann ging es noch zum Metzger und sowohl für die Familie als auch für Heriel kamen große Tüten ins Auto.
Aus einer Hotelbesichtigung wurden 3. Said wollte beten, also legten wir Frauen einen Stop zum Teetrinken ein, während er für 15 Minuten in der Moschee verschwand. Nur ein kurzer Weg war es zum Busbahnhof, wo wir Rauda, die älteste Tochter abholten, die eine Woche Schulferien hat und gerade aus Nairobi angekommen war.
Nun konnte es auch gleich weiter zu Heriel gehen. Es ging über holprige Sand und Lehmpisten, wir mussten ein paarmal telefonieren, da diese Wege auf google.maps nicht zu finden sind, erreichten unser Ziel aber gegen 15 Uhr. Dort erwartete uns, wie in Tansania wohl überall, vor allem an einem Sonntag, ein volles Haus. Heriels Mutter, seine Schwägerin und noch 2 weitere Frauen, 2 Freunde, Heriels „Großer“ – 3 Jahre – mit einem Freund oder Cousin (ich blick da nicht mehr durch).
Von wegen kurzer Besuch: 1. Gang: Hühnersuppe – schmeckte sehr lecker, wie zu Hause. Leider ist das Fleisch immer in grob gehackten Stücken im Essen, mit Knochen und bei Fisch mit Gräten. Ich beschloss, heute meinen Veggie Day zu haben. Als Ehrengast durfte ich mich nämlich nicht vorm Essen drücken und durfte/musste mich immer zuerst bedienen.
- Gang: Ein Potpourri aus tansanischen Speisen. Reis, Kochbananen, Fisch, Avocado Salat, und eine Art Krautsalat. Alles sehr lecker (ich muss zugeben, den Fisch habe ich den Anderen gelassen)
- Gang: Wassermelone, Ananas und Mango. Für Letztere ist gerade Erntesaison. Sie sind so köstlich und süß – ein Traum.
Zur Belohnung, dass ich brav gegessen habe, wurden auch endlich die Zwillinge geholt und ich bekam einen der kleinen Bündel in den Arm gelegt. Ach, wie niedlich sind diese kleinen, 2 Monate alten Würmer! Aber auch Heriels Frau ist wunderschön und für eine stillende Mutter von Zwillingen sah sie erstaunlich gut und ausgeschlafen aus. Das ist natürlich ein Vorteil der allseits präsenten Großfamilien, die Zwerge werden von allen mitversorgt und die Mütter können auch mal entspannen. Kochen, putzen, waschen, erledigen dann halt die anderen.
Nachdem wir dann noch am Supermarkt gestoppt haben, waren wir dann um 18 Uhr zu Hause und meine Arbeit wartete auf mich;-(
Um 19:30 Uhr gab es schon wieder Abendessen – hungrig war ich nun wirklich nicht! Aber ein Stück frische Avocado mit Mango geht immer. Rauda hatte sich so gefreut mich zu sehen, dass ich mit ihr noch eine 90 minütige Fotoshow aus Europa hatte und mich mit ihr über Gott und die Welt unterhielt. Was für eine intelligente, wissbegierige und zielstrebige junge Dame – ich bin echt beeindruckt. In 1,5 Jahren wird sie ihren Abschluss auf der internationalen Schule in Nairobi gemacht haben und möchte dann Medizin studieren. Kinderärztin zu werden ist ihr großes Ziel und sie checkt bereits die Möglichkeiten im Ausland zu studieren. Sollte jemand einen Tipp für sie haben, bitte melden! Diese junge Lady wird niemanden enttäuschen. Bis 23:30 Uhr habe ich mich noch mit dem langsamen Internet gequält und versucht meine Reisepläne und Bestätigungen zu erstellen, bis ich dann doch zu müde wurde.
Lala salama – gute Nacht!