05.06.2019 Kijongo Bay und Saadani Nationalpark

Wir haben tags zuvor lange beratschlagt, ob wir es wagen, den Saadani Nationalpark zu besuchen. Er liegt ca. eine Stunde Fahrzeit von Kijongo Bay entfernt und ist mit 1000 qkm einer der kleineren und jungen Parks in Tansania. Aufgrund der spät einsetzenden und dadurch auch länger andauernden Regenzeit war nicht klar, wie gut die Wege im Park befahrbar sind. Jetzt waren wir aber schon so nah und haben uns also um 07:00 Uhr auf den Weg gemacht. Der Plan war gegen 14 Uhr wieder zurück zu sein, um mit den Kajaks noch in den nahe gelegenen Fluss zu paddeln, der nur bei Flut befahrbar ist. Während der Ebbe kann man die Mangroven zu Fuß bestaunen, sicherlich ein Spaß mit Kinder, die die „Eierpampe“ im Flussbett sicherlich großartig finden.

Nach wieder ausgiebiger African Massage kamen wir im Saadani Park an, dessen Besonderheit ist, dass er als einziger Nationalpark Tansanias an den Indischen Ozean grenzt. Es gibt nur eine Lodge im Park – die Saadani Safari Lodge – ansonsten Campingplätze und die Beach Bandas, einfache aber sauber Unterkünfte direkt am wunderschönen Sandstrand, die man über die Parkverwaltung buchen kann – oder auch über uns. Die Saadani Safari Lodge hat wohl gerade den Besitzer gewechselt und befindet sich in einer aufwendigen Renovierung. Restaurant, Bar und Loungebereiche, sowie der wunderschöne Pool mit Blick aufs Meer sind bereits fertig und lösten gleich diesen Reflex in mir aus – hier bleiben! Sehr geschmackvoll und gemütlich, auch das Bungalow Zimmer, dass wir besichtigen konnten (noch nicht 100 % fertig) lässt erahnen, dass alleine der Aufenthalt in der Lodge einen Besuch des Parks rechtfertigt. Ich bin gespannt auf die Fotos, wenn alles fertig sein wird.

Der Park ist nach dem vielen Regen sehr grün, die Temperaturen tropisch mit entsprechender Luftfeuchtigkeit und das teils dichte Buschland macht es schwer, Tiere zu entdecken, die hier ebenso wie im Mkomazi nicht so zahlreich vertreten sind. Immerhin brachten wir es auf einige Antilopen, Warzenschweine, schwarze Störche, Paviane und Meerkatzen, ca. 30 Giraffen und einen einsamen Elefanten. Katzenspuren waren auf den feuchten Böden deutlich zu erkennen und ein laut bellender Pavian ließ auf aktive Großkatzen schließen, die wir trotz unserer Ferngläsern im dichten Buschwerk und hohen Gras nicht ausmachen konnten. Das eigentliche Abenteuer für uns aber war von A nach B zu kommen. John und ich waren beide noch nicht dort gewesen und haben uns bei der Anmeldung eine Karte des Parks geben lassen. Wie so oft in Tansania ist das Informationsmaterial, sagen wir es mal nett, stark verbesserungswürdig. Auf der Karte kann man kaum was erkennen, vor einem Besuch des südlichen Teils, wo man im Wami Fluss lebende Nilpferde, Krokodile und zu manchen Zeiten in den Seen auch Zwergflamingos sehen kann wurden wir gewarnt, da dort aufgrund der aufgeweichten lehmigen Böden kein Durchkommen sei. Schade, gerade der Teil hätte mich sehr interessiert. Am Wami Fluss liegt auch die Saadani River Lodge (allerdings außerhalb des Parks) von wo aus man Touren mit dem Boot machen kann. Leider ergab sich jetzt keine Möglichkeit, diese zu besichtigen.

Im Norden aber könnten wir versuchen zu fahren, war die Aussage des jungen Mannes noch, als er uns die Karte überreichte. Genaue Angaben über die einzelnen Wege gab es leider nicht. John hat sich also mit dem Jeep durch den Park gekämpft, erst in Richtung Westen, dann nach Norden, um den Park in dieser Richtung auch wieder zu verlassen. Immer wieder wurden wir von unpassierbaren Stellen gebremst und zum Umkehren gezwungen. Mal stand das Wasser zu hoch, mal war es so matschig und dazu lehmig, dass wir fürchteten stecken zu bleiben, ein anderes mal war die Furt über den Wasserlauf zerstört und zweimal mussten wir durchs Gelände fahren, was ebenfalls einen sehr sumpfigen Eindruck machte.

Unser Plan gegen 13 Uhr den Park wieder zu verlassen scheiterte, da einfach kein Durchkommen war und ein ums andere mal fürchtete ich, das wir uns festgefahren haben. Ich liebe normalerweise die Pirschfahrten, auch wenn man nur wenige Tiere sieht, aber mir wurde das Geschaukel bei dem drückenden Wetter echt zu viel und jetzt mussten wir den ganzen Weg wieder zurück, da alle anderen Wege in unpassierbaren Passagen endeten. Kurz nach 16 Uhr kamen wir endlich wieder in Kijongo an, mit dem Fazit keine Kunden von April bis Ende Juni in diesen Park zu schicken. Es sei denn als Transferstrecke auf der Hauptroute, der Saadani liegt nämlich auf der kürzesten Verbindungsstrecke zwischen Dar es Salaam und Tanga. Für das Paddeln war es mir jetzt zu spät, die Emails wollten noch gecheckt werden und ich musste mir mal ein bisschen die Beine vertreten und mein Gehirn wieder richtig einpendeln – ich war von der holprigen Strecke fast schon Seekrank.

Ich wollte bis zum Fluss vor laufen, was bei Ebbe keine gute Idee war. Bei den Mangroven musste ich durchs Wasser und lief ständig Gefahr auf eine der scharfkantigen Krabben zu treten. Das Seegras und die Algen, die vor der Lodge angespült werden, bleiben übrigens am Strand, um nicht in das Ökosystem einzugreifen. Es werden lediglich Wege freigemacht, dass man über den geharkten Sand ans Meer kann. In den Algen und dem Seegras leben Millionen von hüpfenden,  kleinen Geschöpfen, die ein bisschen wie Minigarnelen aussehen, wohl eine Art Seeläuse. Das ist die Biomülltruppe, die alle natürlichen Meereshinterlassenschaften zersetzen und verwerten. Leider gibt es keine auf Plastik spezialisierte Seeläuse, sodass an den Strandabschnitten außerhalb des Lodgegeländes wieder das Plastikmüllproblem sichtbar wurde. Wir haben beim Abendessen diskutiert, was geschehen muss, um den Strand sauber zu halten, kein Tourist mag das gerne sehen.

Das Problem aber ist, das die Lodges natürlich den Müll sammeln können, auch manche Touristen beteiligen sich ja gerne an solchen Strandreinigungsaktionen, aber niemand weiß wohin damit. Es gibt keine Deponie oder Wiederverwertung weit und breit. Der Müll muss (nach Aussage der Lodgebetreiber) also entweder in Richtung Dar es Salaam oder nach Arusha transportiert werden. Soweit ich weiß, gibt es auf jeden Fall eine Möglichkeit die PET Flaschen zu recyceln – unsere Fahrer bringen die leeren Wasserflaschen dorthin. Aber was passiert mit dem Rest? In den Dörfern und auch in Arusha wird der Plastikmüll regelmäßig an den Straßenrändern verbrannt. Das führt bei mir in der Stadt immer zu heftigen Augenzeizungen und riecht nicht wirklich gesund. Besorgniserregend finde ich auch, dass die Grills für das abendliche Njama Choma (Barbecue) meist direkt daneben stehen. Auf der Messe werde ich Marlies und Britt vernetzen, bei Beiden ist der Nachhaltigkeitsgedanke stark ausgeprägt und vielleicht können die Damen sich gegenseitig unterstützen und Tipps geben. Je mehr Menschen an den Themen Nachhaltigkeit, gesunde und natürliche Lebensmittel aus natürlichem Saatgut, Ressourcenschonung und Recycling arbeiten, umso eher kann etwas bewirkt werden. Der Kampf für eine umweltgerechte Lebensweise ist wie fast überall auf der Welt auch hier wie der Kampf von Don Quijote gegen die Windmühlen.

 

Nach meinem Spaziergang habe ich noch eine Runde im Pool gedreht – dank der Frischwasserquelle herrlich, er wird auch nur mit Salz und nicht mit Chlor gereinigt – geduscht und mich mit dem Laptop in die Bar gesetzt. Nach dem anstrengenden Tag habe ich mir ein Serengeti gegönnt und dazu Chips aus frittierten grünen Bananen und eine köstliche Guacamole bekommen. Das Abendessen war tansanisch – ein Tomaten/Gurken Salat, Hähnchen Pilaw, Spinat und Bohnen – sehr lecker! und zum Nachtisch eine Mango/Maracuja Mousse. Wie fast immer in diesem Land esse ich zu viel;-).

Satt und kaputt habe ich mir meinen Safaristuhl noch in eine dunkle Ecke des großen Grundstücks gestellt und die Sterne bewundert und als die Mücken kamen ins Bett gegangen.

Abfahrt nach Arusha für den nächsten Tag um 07:00 Uhr geplant.

Lala Salama – Gute Nacht!

Saadani Nationalpark

Saadani Safari Lodge

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