03.11.2017 – Unsere kleine Farm

um 03:00 Uhr morgens wollte ich mit dem Kopf durch die Wand! In unserem gemütlichen Häuschen, dass ich mit den Jungs bewohne, gibt es ein in die Wände eingelassenes Bett, in das man von vorne reinkrabbeln muss. Die Jungs schliefen darüber in einer Art Alkoven. Nachts vom Regen und Tiergeräuschen erwacht, bin ich zur Toilette, nur mit der Taschenlampe des iPhones als Lichtquelle, um die Jungs nicht aufzuwecken. Vor dem Bett schob ich beidhändig das Mückennetz zur Seite und hatte somit die Lampe nicht auf das Bett gerichtet. Schwungvoll wollte ich zurück zu meiner Wärmflasche, übersah aber ein ca. 50 cm breites Hozbrett, dass sich im Dunkeln hinter dem Mückennetz versteckt hatte und donnerte mit voller Wucht dagegen. „Autsch!“ Ein Blick in den Spiegel zerstreute die erste Befürchtung, dass ich mir die Nase gebrochen habe. Den Rest der Nacht verbrachte ich mit einem nassen Handtuch zur Kühlung auf dem Kopf, um die Beulen auf meiner Stirn auf ein Minimum zu begrenzen. Den geplanten Reitausflug am nächsten Tag habe ich aufgrund leichter Kopfschmerzen und etwas Schwindel gegen einen „Monkeywalk“ getauscht . Eine sicherlich weise Entscheidung, denn reiten kann ich auch in Deutschland, aber mit kleinen Affen im Busch spazieren gehen, ist bei uns, so weit ich weiß, nicht möglich. Begleitet von Felix, einem jungen Mann aus Arusha machten wir uns auf den Weg über das Farmgelände. Erster Stopp der Kindergarten, der von Eli und Laszlo finanziert wird. Was für ein Unterschied zu der traurigen Masseiveranstaltung von gestern. Ca. 15 Kinder im Alter von 3 -4 Jahren erwarteten uns und „klatschten uns ab“. Besonders der blonde Basti wurde von allen mit großen Augen betrachtet und mit besonderem Spaß begrüßt. Seit meinem Besuch vor einem Jahr haben die Kinder ein richtiges Haus bekommen, in dem sie jetzt vor allem in Naturkunde unterrichtet werden. Ziel der beiden engagierten Lehrer und natürlich auch der Tierärzte Eli und Laszlo ist, bei den Kleinen ein Verständnis für die Tierwelt Tansanias zu wecken und somit einen Beitrag zum Natur- und Umweltschutz zu leisten. Die traurigen Fälle im Tierarztalltag zeigen, dass es damit leider nicht weit her ist. Eulen werden mit Steinen von Dächern geworfen, da sie angeblich Unglück bringen. Wenn die armen Tiere Glück haben, werden sie gefunden und von jemandem auf die Makoafarm gebracht, wo die gebrochenen Flügel und Beine behandelt werden. Für uns die Möglichkeit Adlereulen aus nächster Nähe zu betrachten, zu streicheln und ihre Flugkünste über unseren Köpfen zu bewundern – sie gesund und unbedroht in der Natur zu wissen, wäre aber noch schöner. Der kleine Igel, den wir mittags gefunden haben wurde als Fußball benutzt, ebenso wie eine Schildkröte, deren geplatzter Panzer mit einem speziellen Beton ausgebessert wurde, der mitwachsen soll. Eine kleine Duker Antilope und ein Impala wurden verwaist gefunden, wahrscheinlich landeten ihre Mütter im Kochtopf. Auf ihren Reitsafaris finden Eli und Laszlo immer wieder gewilderte und verletzte Tiere. Die Massai essen zwar keine Wildtiere, aber verkaufen sie wohl und lassen ihre Hunde auf Antilopen und Zebras los. Mit den Kindern soll also der Anfang gemacht werden, den Tansaniern zu vermitteln, welchen Naturschatz sie haben und dass dieser zu bewahren ist. Eine Kooperation mit der Universität von Ohio und dem dortigen Rotary Club ermöglicht eine Weiterbildung von Schuldirektoren und Naturkundelehrern an den weiterführenden Schulen, um auch dort das Thema Naturschutz zu vermitteln. Besonders begabte Schüler können über die Makoafarm die Möglichkeit eines Stipendiums zur Oberschule und Universität bekommen. Die Gelder für ihr Engagement kommen aus den Einnahmen der Reitsafaris und der Farmurlauber, sowie aus einem gemeinnützigen Verein, über den man aus Deutschland auch gegen Spendenquittung die Arbeit unterstützen kann (http://www.kilimanjaro-crew.de). Im Kindergartenhaus wurden die Wände künstlerisch gestalteten zeigen die Tierwelt Ostafrikas. Die Tiernamen sollten von den Kindern auf Englisch verstanden und gezeigt werden. Mit großem Engagement meldeten sich die Kleinen, flitzten durch den Raum und zeigten auf Hyäne, Schakal, Zebra und Co. Genauso lebhaft waren sie bei dem vorherigen englischen Bewegungsspiel, dass sie von ihren hübschen, aus Baumscheiben gefertigten Tischen und Hockern ausführten. Der Besuch war wirklich bewegend und hat uns viel Spaß gemacht.
Das Highlight für die Jungs erwanderten wir uns in 15 Minuten und trafen Sele, den „Affenmann“, der mit 2 kleinen Affen in den Busch gegangen ist, um die Tiere an das freie Leben zu gewöhnen und sie in Kontakt mit wilden Affengruppen zu bringen. Wir wurden vorher eingehend unterwiesen, wie man sich mit den Tieren zu verhalten hat. Die Jungs waren glücklich, wenn sie von den Affen beklettert wurden, Oma war nicht wirklich begeistert, als der Affe ihr die Mütze abnahm und die Frisur neu ordnete. Spielende Affen sind einfach herrlich zu beobachten! Wir spazierten noch

durch die angelegten Bohnen und Maisfelder und kehrten dann auf die Farm zurück. Nach köstlichem Mittagessen ging die ältere Generation zum Nickerchen und die Jungs und ich besuchten weitere Tiere auf der Farm. Die kleinen Hundepatienten, der Sekretärsvogel, der Storch und das Impala, der kleine Igel, die dicken Mangusten und der dreibeinigen Serval (eine kleine Raubkatze), die flugunfähigen Adler, der Pelikan und die frisch operierte Eule, die noch schlummernd in ihrer Box lag. In der Kuhherde, die für frische Milch auf der Farm sorgt, wurde ein Kaffernbüffel integriert, der sich mittlerweile als Kuh fühlt. Als Bibi und Babu ausgeschlafen hatten, wanderten wir noch zur Flughundehöhle. Es ging ganz schön steil durch den Regenwald nach unten, aber wir haben es vor den ersten Regentropfen, und bevor es zu rutschig wird, geschafft. Durch unseren Geruch angelockt, flogen einige Tiere aus der Höhle, um uns Neuankömmlinge zu inspizieren, Hunderte andere blieben an der Decke in dichtem Gewühl hängen. Zurück auf der Farm wurde der Boiler wieder angeheizt, eine warme Dusche war sehr willkommen. Kurz vor der Dunkelheit zeigte sich auch unser „Hausberg“ der Kilimanjaro mal ohne Wolkendecke in seiner ganzen Pracht – es gibt ihn also wirklich! Der Kamin im Wohnzimmer des Farmhauses brannte, Gin Tonic wurde serviert und die Ereignisse des Tages nochmal ausgetauscht. Das Grillhähnchen wurde vor unseren Augen im Kamin zubereitet und die Jungs freuten sich über knackige Pommes. Alle versammelten sich wieder an dem großen Esstisch und genossen Essen und Nachtisch bei Wein und Holunderblütentee. Einfach herrlich!