Nach einer geräuschvollen Nacht mit Hyänengeheul und Löwengebrüll klingelte für die Martinas heute morgen um 04:40 Uhr der Wecker – Ballonfahren stand auf dem Programm, 05:15 Uhr wurden wir abgeholt und mit anderen Gästen zum Abfahrtsort gebracht. Erfreulicherweise waren wir die letzten auf der Tour und wir erreichten die 3 großen Ballone nach 45 Minuten. Unterwegs sahen wir einen Fuchs und einen Hasen – mehr hat die „Nachtpirschfahrt“ nicht hergegeben. Die Körbe der Ballone sind recht groß und fassen 12 oder 16 Personen, die in je 4 „Abteile“ gesteckt werden. Der Korb liegt auf der Seite und man legt sich quasi hinein. Um kurz nach halb sieben, pünktlich zum Sonnenaufgang ging die Fahrt los. Unser kanadischer Pilot schaffte es, den Ballon genau über den Seronera Fluss zu steuern, den er in niedriger Höhe überflog, sodass der Gestank der Hippos bei uns ankam. Die beiden anderen Ballone hatten eine andere Richtung eingeschlagen, komisch, ich dachte immer, der Wind weht für alle gleich. Die Morgenstimmung schwebend in dieser großartigen Landschaft zu erleben war traumhaft. Tiere sahen wir allerdings kaum, nur Kleinvieh und zum Ende hin eine weit entfernte Giraffe und ein paar Büffel. Der gesamte Flug (oder Fahrt) erfolgte relativ dicht über dem Boden, lediglich einmal stieg der Ballon auf 200 – 300 Meter auf und ermöglichte eine noch bessere Sicht auf die Weitläufigkeit der Serengeti. Die Landung nach einer Stunde war ein bisschen rumpelig, aber gut und wir krabbelten nacheinander alle wieder aus dem Körbchen. Es war ein schönes Erlebnis in dieser wundervollen Kulisse, um diese Jahreszeit sollte man aber besser den Flug ab Ndutu machen und somit die Möglichkeit haben, über die großen Herden zu fliegen.
Die Begleitfahrzeuge waren schnell vor Ort und wir fuhren zum vorbereiteten Buschfrühstück, wo bereits für die drei Ballone Tische gedeckt und der Sekt bereitstand. Alles war perfekt organisiert, bis hin zur „lu with a view“ – zwei Toiletten, die zur vorderen Seite offen waren und den Blick in die Steppe frei gaben. Für mich hätte der Anschluss etwas privater sein können, mit ungefähr 40 Gästen kam etwas „Biergartenatmosphäre“ auf – schöner wäre, wenn jeder Ballon separat sein Buschfrühstück serviert bekäme, aber das ist jetzt Jammern auf hohem Niveau.
Heriel und Anna haben uns eingesammelt und wir gingen sofort über zum Game Drive per Auto. Die Beiden hatten morgens einen Leoparden erspäht, den wir jetzt aber nicht mehr antrafen, nur das halbgefressene Warzenschwein hing noch im Baum. Mittlerweile sahen wir ein paar mehr Tiere – Giraffen, Elefanten, Antilopen. Einen anderen Leoparden haben wir anhand der „Jeepaustellung“ gefunden. Er lag 100 Meter von der Straße entfernt auf einem Baum, der eigentlich viel zu dünne Äste hatte und sehr unbequem aussah. Wir hofften, dass er seinen Standort verläßt, aber nach einer ganzen Weile beschlossen wir weiter zu fahren. Eine halbe Stunde ging es ohne nennenswerte Tiersichtungen durch die Steppe, aber mittlerweile weiß ich, dass bei solchen scheinbar ziellosen Fahrten immer etwas Schönes am Ende wartet. und so war es auch diesmal – ein Baumhaus! Aber nicht für uns Menschen, sondern für Löwen. Vier Prachtexemplare lagen in dem großen Baum, auf unterschiedlichen Ebenen und ihre Bäuche waren offensichtlich gut gefüllt. Wie herrlich ihnen beim dösen zuzuschauen. Ab und zu wurde mal ein Kopf gehoben, oder ein Auge geöffnet, selten auch mal die Liegeposition geändert. Ansonsten genossen sie offensichtlich ihren Platz ohne piksendes Gras und Krabbelkäfer und mit einer frischen Brise unter dem schattigen Baum. 200 Meter weiter lag der Rest des Rudels unter einem Baum, ebenfalls vor sich hin schlummernd, bis auf 2 Wächterinnen, die den halbgefressenen Fang des Vortages, einen Büffel. bewachen mussten. Unser Picknickplatz lag auf einem kleinen Hügel mit Rundblick über die Serengeti, herrliche Ruhe und weite Sicht.
Wir hatten an dem Nachmittag nochmal Löwen, bei dem Leoparden schauten wir just in dem Moment vorbei, als er den unbequemen Baum verließ und bei zwei Elefantenherden blieben wir lange stehen, um sie ausgiebig zu studieren – ich bin immer wieder fasziniert über ihr ausgeprägtes Sozialverhalten. Mittlerweile haben wir uns geeinigt, dass nicht der schönste Tag in diesem Jahr, sondern die schönste Woche gekürt wird – es ist ein Traum!
Wir freuten uns auf unsere schöne Zeltlodge, mit Blick auf die Steppe. Ein kaltes Bier zum Sonnenuntergang und die Ruhe genießen – so war der Plan. Leider reiste eine Gruppe junger Volontärinnen aus USA und Äthiopien an – ungefähr 20 an der Zahl. Ich habe dann das Bier auf später vertagt und bin erstmal ins Zelt zum Duschen gegangen. Dort angekommen hörte ich ein langanhaltendes Kreischen – die Damen bezogen ihre Zelte. Auch beim Essen wurde es sehr, sehr laut und selbst als ich im Bett lag, wurde ich immer noch in meiner Ruhe gestört. Die Damen im Nachbarzelt hatten sich Filme oder Serien runtergeladen, die dann noch lautstark geschaut wurden – also Oropax in die Ohren, aber dann hört man die Tiere nicht und das ist eigentlich das Schönste!